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Tim Caspar Boehme hört auf den Sound der Stadt

Die Woche beginnt finster. Wobei: So ganz wird sich die Frage wohl nicht beantworten lassen, ob unsichere Zeiten ästhetische Reaktionen sinnvoll erscheinen lassen, die die Verunsicherung selbst widerspiegeln. Wenn einem aber danach sein sollte, sich einmal mit heftigen Blastbeats, trommelfellzersägenden Tremologitarren und keuchhustenartigem Gekeife so richtig durchwalken zu lassen, ist ein Besuch im Cassiopeia am Donnerstag allemal zu vertreten. Dort findet sich das belgische Trio Wiegedood ein, das in der Black-Metal-Welt mit seiner Albumtrilogie „De Doden Hebben Het Goed“ für Aufmerksamkeit gesorgt hat. Die Musiker, sonst in den stilverwandten Bands Amenra, Rise And Fall und Oathbreaker aktiv, haben mit dem Projekt des Todes eines Freundes gedacht. In die Trauer, so scheint es, mischt sich bei ihnen einiges an Wut. Unterstützung kommt von den nicht minder unversöhnlichen Berliner Kollegen von Praise the Plague (Revaler Str. 99, 20 Uhr, VVK 15 €).

Versöhnlichere Töne kommen am selben Abend im WestGermany von Theodor Shitstorm,dem gemeinsamen Projekt von Singer-Songwriterin Desiree Klaeukensund Filmemacher Dietrich Brüggemann.Kann man auch machen. Stichwort: „Und sie werden dich lieben“ (Skalitzer Str. 33, 21 Uhr, VVK: 13 €/AK 15 €).

Bevor es jedoch zu kuschelig oder misanthrop wird, steht immer noch der Weg zum freien Spiel sich scheinbar selbst überlassener Klänge offen. Freitag gibt es davon reichlich mit dem Ensemble Polwechsel, einer der dienstältesten Institutionen für freie Improvisation der Echtzeitmusik, und dem Komponisten und Organisten Klaus Lang in der Emmauskirche, wo sie neue Stücke für Orgel und Ensemble zur Uraufführung bringen (Lausitzer Platz 8a, 20.30 Uhr, 9 €).

Geistige Anregung verschaffen kann man sich andererseits auch mit klassischem Tastgut, wie es etwa Franz Schubert der Welt zum Geschenk gemacht hat. Besonders in den kleinen Formen. Seine „Moments musicaux“ bietet der stets für Überraschungen gute rumänische Pianist Radu Lupu ebenfalls am Freitag im Pierre Boulez Saal (Französische Str. 33D, 19.30 Uhr, 15–75 €).

Zum Schluss ein Konzertort, der bisher weniger unter den vertrauten Adressen war: Im Circular Economy House (­CRCLR) bringt am Samstag der Berliner Kammerchor hortus vocalis unter Leitung von Yuval Weinberg „komische und rätselhafte Chormusik“ von heute zu Gehör, darunter Werke des Soundscape-Theoretikers Murray Schafer und der Skandinavier Per Nørgård (Dänemark) und Einojuhani Rautavaara (Finnland) (Rollbergstr. 26, 20 Uhr, 12/8 €).

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