Schlimmes Gewürge am Zoo

Das Unentschieden zwischen dem Wuppertaler SV und dem FC St. Pauli hilft mal wieder keinem der beiden Klubs weiter. St. Pauli verliert den Anschluss nach oben, der WSV bleibt Mittelmaß

„Das ein schlimmes Gekicke von beiden Seiten“, sagte WSV-Trainer Uwe Fuchs

AUS WUPPERTALTHOMAS BESCHE

Die Vorstellung, dass die Mannschaft seines Herzens eine Saison lang im Niemandsland der Tabelle herumdümpelt, ist für jeden Fan grausam. Die des Wuppertaler SV Borussia machen da keine Ausnahme. Jenseits von Gut und Böse kommt unweigerlich Langeweile auf – eines der schlimmsten Attribute im Fußball. Am vergangenen Samstag beim Spiel zwischen dem WSV und dem FC St. Pauli musste es wieder einmal vergeben werden. Normalerweise hätte dieses Spiel kein anderes Ergebnis als 0:0 verdient, es endete aber 1:1. Indiz dafür, dass vor 6.040 Fans doch noch etwas auf dem Rasen passiert sein musste.

79 Minuten lang boten beide Mannschaften Regionalliga-Fußball der übelsten Sorte, ehe Felix Lux mit seinem Tor einer eigentlich mausetoten Partie Leben einhauchte. Eine kurze Unachtsamkeit von WSV-Verteidiger Michael Stuckmann, der einen Schritt zu spät kam, nutzte Lux und ließ WSV-Torwart Christian Maly aus kurzer Distanz keine Abwehrmöglichkeit.

Den Wuppertaler Fans graute schon vor einer erneuten Heimschlappe (es wäre die dritte im fünften Spiel am Zoo gewesen), ehe Dirk Heinzmann in letzter Minute mit einem Fallrückzieher der Ausgleich glückte. Ausgerechnet Heinzmann, den WSV-Trainer Uwe Fuchs gegen Ende der vergangenen Saison vom Manndecker zum Mittelstürmer umgeschult hatte. „Heinzi“ arbeitete damit weiter an seinem Kultimage.

Schon beim WSV-Auswärtssieg in Köln (2:1) hatte der Edeljoker sein Team in Führung gebracht. Gegen St. Pauli wurde er in der 62. Minute für den enttäuschenden Ex-Bochumer Gaetano Manno eingewechselt und nutzte erneut seine Chance zu einem wunderbaren Tor. Zudem gab er allen WSV- Fans Nahrung, die mit der „Ein-Mann-Sturm“-Taktik von Fuchs nicht einverstanden sind. „Was soll ich machen, momentan sieht mich der Trainer nun einmal in der Jokerrolle. Für mich ist das natürlich unbefriedigend“, sagte Heinzmann. Bisher setzte Fuchs auf den glücklosen Tibor Tokody (25), in der vergangenen Saison noch in Diensten des Zweitliga-Absteigers Rot-Weiß Oberhausen. Der zweifache ungarische Nationalspieler hatte bis zu seiner Auswechslung in der 66. Minute lediglich eine Chance und lieferte nur Stoff für die Tribüne: „Lothar nimm‘ du ihn doch“, rief ein Fan. Ungarns Nationaltrainer Matthäus setzte am Samstagabend gegen Malta lieber auf andere Spieler.

Fuchs wird ihn aber nicht hergeben, sondern bat stattdessen um Geduld für sein junges, aber gar nicht so Regionalliga-unerfahrenes Team. Mit Manno und Schaffrath standen lediglich zwei Spieler ohne Ligakenntnisse in der Anfangself. Zuvor hatte Fuchs in seiner Spielanalyse aber auch Klartext geredet. „Das war ein grausames Gekicke von beiden Seiten. Wir wollten St. Pauli unter Druck setzen, hatten aber keine Aufteilung und Orientierung – ein schlimmes Gewürge.“

Moderater drückte es St. Pauli-Trainer Andreas Bergmann aus. „Wenn man kurz vor Ende das 1:1 kassiert, ist der Frust natürlich groß. Wir wollten gegen den WSV nicht naiv spielen und unsere Chance suchen. Was herauskam, war Zufall. Insgesamt habe ich meine Mannschaft ein bisschen besser gesehen, aber es war kein gutes Spiel.“ Fast aber wäre es für den WSV noch gut ausgegangen. Dafür hätte der eingewechselte Gustav Policella seine Möglichkeit in der Nachspielzeit nutzen müssen, als er alleine auf St. Pauli-Torhüter Achim Hollerieth zulief. So blieb nur Tristesse am Zoo und die vergebene Chance zur Flucht aus der Bedeutungslosigkeit.