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Das Projekt Wiederaufstieg

Dass der erste Bundesliga-Abstieg des HSV versöhnlich ablief, liegt vor allem an der frischen Spielweise von Neu-Trainer Titz, der deshalb bleiben darf. Viel mehr ist noch nicht klar.

Von Daniel Jovanov

Nach 54 Jahren und 261 Tagen ist der Hamburger SV vor einer Woche erstmals in seiner Vereinshistorie aus der Fußballbundesliga abgestiegen. Doch statt großem Schock, Wut oder Trauer regiert seither vor allem das Gefühl der Hoffnung auf einen neuen, besseren HSV. Die Planungen für die erste Zweitligasaison laufen bereits auf Hochtouren und drehen sich um drei zentrale Fragen: Wie sieht das neue Führungsteam aus? Was passiert mit der Mannschaft? Und was kostet der Abstieg?

Für die Neubesetzung der Chefetage ist der Aufsichtsrat mit seinem Vorsitzenden Bernd Hoffmann zuständig. Der Diplom-Kaufmann war von 2003 bis 2011 selbst einmal als Vorstand für den HSV tätig und führte ihn mehrfach in die europäischen Klubwettbewerbe. Seit Februar dieses Jahres ist Hoffmann Präsident des Amateur- und Breitensportvereins HSV und damit gleichzeitig Mitglied des Aufsichtsrats.

Dieser hat als oberstes Kontrollgremium der seit 2014 ausgegliederten HSV Fußball-Aktiengesellschaft sehr genaue Vorstellungen von der Führungsstruktur erarbeitet. Künftig soll die AG, Eigentümerin der HSV-Profiabteilung, von einem dreiköpfigen Vorstand geführt werden, wobei dem Ressort Sport eine deutlich höhere Bedeutung als bisher beigemessen werden soll. Aussichtsreichster Kandidat auf den vakanten Posten eines Sportvorstands ist Holstein Kiels Sportgeschäftsführer Ralf Becker. Kiel kämpft im Rückspiel der Relegation gegen den VfL Wolfsburg noch um den Aufstieg in die Bundesliga. Erst danach wäre Becker frei für einen Wechsel nach Hamburg.

Wer die anderen beiden Vorstandsressorts übernehmen wird, ist derzeit noch unklar. Bis dahin wird die AG kommissarisch allein vom Finanzchef Frank Wettstein geführt, dessen Zukunft bei den Hanseaten genauso offen ist wie die des Nachwuchschefs Bernhard Peters. Der ehemalige Hockey-Nationaltrainer hatte sich kürzlich in mehreren Interviews selbst um den Posten des neuen Sportvorstandes beworben. Seine Chancen auf eine Beförderung stehen allerdings spätestens nach diesem Vorstoß eher schlecht. Zumindest in der Trainerfrage herrscht Klarheit: Christian Titz hat seinen Vertrag bis 2020 verlängert. Mit ihm holte der HSV in den letzten acht Spielen der Saison 13 Punkte und verpasste den Klassenerhalt nur knapp. Der Hype um seine Person und die Art, wie er Fußball spielen lässt, hat für einen weitestgehend versöhnlichen ersten Abstieg gesorgt.

Ähnlich große Veränderungen wird es auch innerhalb des Spielerkaders geben. Der HSV muss seinen Gehaltsetat für den Profibereich von 58 Millionen auf 30 Millionen senken und Einnahmen durch Transfers erzielen. Weit oben auf der Verkaufsliste stehen die beiden WM-Teilnehmer Filip Kostic (Serbien) und Albin Ekdal (Schweden). Nachwuchshoffnung Fiete Arp steht derweil vor einem Wechsel zum FC Bayern München. Gut möglich, dass der Rekordmeister den 18-jährigen Stürmer anschließend für ein oder zwei Jahre zurück nach Hamburg verleiht. Bleiben sollen neben Kapitän Gotoku Sakai zudem die beiden Mittelfeldspieler Aaron Hunt und Lewis Holtby. Torhüter Julian Pollersbeck könnte den HSV aufgrund einer Ausstiegsklausel in Richtung England verlassen. Die beiden Brasilianer Walace und Douglas Santos kokettieren ebenfalls mit einem Abschied aus der Hansestadt.

Finanziell wird der HSV in der Zweiten Liga in allen Bereichen mit großen Einbußen rechnen müssen. Die Erträge aus dem Verkauf der TV-Übertragungsrechte werden sich beispielsweise von 35 auf etwa 20 Millionen Euro pro Jahr nahezu halbieren. Bei den Saisontickets gewähren die Hamburger Preisnachlässe zwischen 9 und 19 Prozent. Der Zuschauerschnitt von über 50.000 pro Spiel wird eine Liga tiefer dennoch kaum zu halten sein. Ob und in welchem Umfang der Logistikmilliardär Klaus-Michael Kühne weiter unterstützend zur Seite steht, ist noch offen. Mit 20 Prozent der Aktien an der HSV Fußball AG ist der 80-Jährige zweitgrößter Gesellschafter und wichtigster Geldgeber des Klubs. Die Lizenz für die kommende Saison hat der Klub dank eines Kredits und der Verlängerung eines Vermarktervertrages jedenfalls ohne seine Hilfe bekommen. Aufsichtsratschef Hoffmann will den HSV in Zukunft unabhängiger von Kühnes Finanzspritzen aufstellen.

Immerhin eine positive Seite hat der Abstieg doch: Seit dem letzten Wochenende sind über 3.000 neue Mitgliedsanträge eingegangen. So viele wie in den gesamten zwölf Monaten zuvor. Der Rückhalt für den HSV ist ungebrochen.

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