Erfahrung sammeln auf hohem Niveau

Herthas zweite Mannschaft besiegt Rot-Weiß Essen, den Aufstiegsfavoriten der Regionalliga Nord, mit 1:0

Den Start in seinen gestrigen Arbeitstag hatte sich Christopher Samba anders vorgestellt. Unsicher, körperlich kaum präsent und gedanklich ungewohnt langsam zeigte sich der Berliner Innenverteidiger in den ersten 30 Minuten des Regionalliga-Spiels gegen Rot-Weiß Essen. Dabei wird von dem 21-jährigen weit mehr erwartet. Spätestens seit dem letzten Augustwochenende, als der zweimalige kongolesische Nationalkicker beim enttäuschenden Auftritt der Berliner in der Münchner Allianz-Arena eingewechselt wurde.

Sambas gestriger Einsatz gegen den Zweitliga-Absteiger Essen war aber kein Rückschritt. Im Gegenteil: So funktioniert die Strategie, mit der die Berliner kurz- wie mittelfristig die besten Talente für den eigenen Bundesliga-Kader nutzbar machen wollen. Die auserwählten Sternchen sollen bei den Profis trainieren, dort ab und an zum Einsatz kommen und parallel dazu so häufig wie möglich in der Regionalliga-Elf spielen. Das U-23-Team fungiert also als zentrales Bindeglied zwischen Jugendabteilung und Profikader.

Ohne Rücksicht auf Verluste, wie sich beispielsweise in der Vorbereitung auf diese Drittliga-Spielzeit zeigte. Zeitweilig standen Coach Karsten Heine gerade einmal sieben Akteure zur Verfügung. Der Rest war mit den Profis ins Trainingslager gefahren oder sammelte bei der U-19-EM exklusive individuelle Erfahrungen. Von Kontinuität oder eingespielten Mannschaftsteilen kann Heine im Liga-Alltag nur träumen: In den bisherigen sieben Liga-Partien verteilte er sein Vertrauen bereits auf 20 Spieler.

Andererseits werden Heine, angefangen bei den Trainingsstätten, über das im Vorjahr auf dem Vereinsgelände eingeweihte Amateurstadion bis hin zum mit Talenten prall gefüllten Nachwuchsleistungszentrum, ideale Arbeitsbedingungen geboten. Darum weiß der 50-Jährige und ebenso um seine Rolle, die als vornehmliches Ziel neben dem Klassenerhalt die Verarbeitung von aussichtsreichen Nachwuchskickern zu ambitionierten Bundesliga-Spielern hat.

„Die Regionalliga“, sagt Heine, „bietet für meine Jungs den optimalen Rahmen, um den Sprung aus der Jugend in den Profi-Bereich zu schaffen. Hier wird sehr schneller, technisch wie taktisch anspruchsvoller Fußball gespielt. Dazu müssen sie sich in aggressiv geführten Zweikämpfen beweisen und in den Spielen gegen die Traditionsvereine mit dem Druck umgehen, der durch die Zuschauer und das erhöhte Medieninteresse entsteht.“

In der Partie gegen den Aufstiegsfavoriten, die aus Sicherheitsgründen in den Friedrich-Ludwig-Jahn-Sportpark verlegt wurde, waren die Berliner die spielstärkere Mannschaft. Verdient retteten sie vor 933 Zuschauer ihre in der 15. Minute durch ein Traumtor von Ante Covic erzielte 1:0 Führung auch nach dem Platzverweis gegen Sofian Chahed in der 86. Minute über die Zeit. Samba steigerte sich in der zweiten Hälfte, ohne besonders hervorzustechen. Aber gerade dies erwartet Herthas Chef-Trainer Falko Götz. „Christopher und die anderen, die im Profikader mittrainieren, müssen im Regionalliga-Team auffallen. Aber wir sind mit den Jungs geduldig.“

MATHIAS LIEBING