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Rapper in der Türkei verhaftetUnser Geist ist frei

Der türkische Rapper Ezhel kritisiert in seinen Liedern Kinderarbeit, sexuelle Belästigung und Armut. Verhaftet wurde er wegen „Anstiftung zum Drogenkonsum“.

„Ein anderes Leben ist möglich“ – eine Botschaft, die der Regierung nicht gefällt Foto: Rüzgâr Buşki

Die Bebeler (Ankaraner Dialekt für „junge Menschen“) bleiben nicht im Knast. Unser Geist ist frei, trotz aller Verbote“, ließ der am 24. Mai verhaftete türkische Rapper Ezhel über seinen Anwalt verkünden. Der Vorwurf gegen ihn lautet „Anstiftung zum Drogenkonsum“. Den Antrag auf Freilassung, den Ezhels Anwälte gestellt hatten, wies das Gericht am Mittwoch ab.

Sercan İpekoğlu, wie der Künstler mit bürgerlichem Namen heißt, ist 28 Jahre alt, wuchs in den Vororten von Ankara auf, erhielt ein Stipendium für das private Ted College, schloss aber nicht ab. 2006 begann er Musik auf der Straße zu machen. Die kategorisiert er selbst als „AnatolianUrbanCore/Hip-Hop/Reggae-Dub/Trap“. Mit seinem Album „Müptezel“, (türkisch: wertlos) oder „banal“ schaffte es Ezhel im vergangenen Jahr in den türkischen Mainstream. In seinen Liedern erzählt er vom Straßenleben und von der Underground-Kultur der Hauptstadt. In „Alo“ rappt er darüber, wie schwierig es sei, in Ankara Marihuana zu besorgen.

Bei ihm geht es aber auch um Kinderarbeit, Armut, sexuelle Belästigung und Kindesmissbrauch oder verhaftete Journalisten. Als politisches Statement kann man es auch deuten, dass er kurdische Begriffe in seine Songtexte einbaut. Das Video zu „Şehrimin tadı“ („Der Geschmack meiner Stadt“) wurde 31 Millionen Mal geklickt. Darin rappt er: „Immer nur für euch, Alter, wir wollen auch etwas/ Die Jugendlichen sind arbeitslos, während ihr die Chefs seid, dann fick die Arbeit.“ Im April spielte er im Berliner Festsaal Kreuzberg, für August war eigentlich ein Auftritt beim Sziget Festival in Ungarn geplant.

„Er bereut seine Kunst nicht“

Şiirbaz, ein Rapper, mit dem sich Ezhel schon die Bühne teilte, nennt seinen Kollegen einen „oppositionellen Jungen“. Ezhel sei ein unabhängiger Musiker, der jenen Angst mache, „die uns regieren“. Caka Yalınız, ein Musikerfreund, sagt: „Er interessiert sich für das Geschehen im Land. Das hat nichts mit Drogen zu tun. Sie stören sich an seinen Liedern, die die Botschaft haben: ‚Ein anderes Leben ist möglich‘.“

Ermittlungen gegen den Künstler wurden nach einer anonymen Anzeige aufgenommen, verhaftet wurde er, als er vor Gericht erschien, um eine Aussage zu machen. Derzeit befindet er sich in einer Haftanstalt im Istanbuler Stadtteil Maltepe – in einer Abteilung des Gefängnisses, in der die Zahl der Insassen die eigentlichen Kapazitäten deutlich übersteigt.

Bei der Vernehmung wurde der Rapper zu Liedtexten befragt, in denen Drogen auftauchen. Es ging auch um Inhalte, die er in sozialen Medien teilte. Sein Anwalt erklärte, die Verhaftung seines Mandaten sei unrechtmäßig, und es gebe keinerlei belastende Beweise. „Es ist so, als würde man einen Schauspieler anklagen, der einen Mörder spielt, weil dieser zum Mord anstiften würde.“ Der Anwalt dementierte Medienberichte, laut denen Ezhel gesagt haben soll, er bereue, was er getan habe. „In seiner Aussage betonte Ezhel, dass seine Musik keine Straftat ist. Er bereut seine Kunst nicht.“

Aus dem Türkischen von Volkan Ağar

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