Thomas Mauch hört auf den Sound der Stadt

Der Jazz. Also der alte Istnichttot und Riechtnurkomisch, um den betagten Frankzappawitz zu bemühen. Und wieso eigentlich auch nicht, wenn er so alive & kicking daherkommt wie beim Andromeda Mega Express Orchestra, das der Berliner Komponist Daniel Glatzel um sich geschart hat. Die unterschiedlichsten Musiken schnippen da mit ihren Fingern, was man sich vielleicht als einen Tumult im gut sortierten Plattenschrank vorstellen darf, wenn Schönberg-Strenge plötzlich in die Rillen eines Ellington-Albums rutscht und irgendeiner mit den Mittsiebziger-Scheiben von Zappa (der schon wieder) und Steve Reich jongliert, während dazu ein Bert Kaempfert Krimisoundtracks aus den Sechzigern spielt. So ungefähr wenigstens, was man präziser aber heute Abend beim Auftritt des Orchestra im Prater nachhören kann. Mehr Jazz: Für den man dann in eine andere Ecke des Plattenschranks muss und sich mehr auf den, tja, durchgeistigten ECM-Sound einnorden, in dessen Nähe der Berliner Gitarrist Hub Hildenbrand mit seinem Trio durchaus eine Heimat hat. Gerade ist das neue Album erschienen, „News From Afar“ (Ears Love Music), auf dem das Hildenbrand Trio eine diesmal schön zurückgenommene Verbindung aus einem volksliedhaften Ton mit türkischer und indischer Musik findet. Im Planetarium am Insulaner wird das Album gleichfalls heute vorgestellt. Noch mehr Jazz: Gibt es dann ab Mittwoch beim Jazzfest Berlin, unter anderem mit Elliott Sharp. Und weil Jazz doch nicht alles ist, noch einen Nachschlag mit pathetischem Metal, Fiddle-Wahnsinn, Punk und Balkan-Folklore, die auch nach Irish-Folk klingen kann. Das alles mit Polit-Slogans zu einem Musiktheater zusammenschlawinert, so tongue-in-cheek, dass man es wieder bitter ernst nehmen sollte. Und dann tanzen, stampfen, headbangen, bei Kultur Shock, Dienstag im Zapata.

■ Andromeda Mega Express Orchestra: Prater, Fr, 20 Uhr. 16/12 €

■ Hildenbrand Trio u.a.: Planetarium am Insulaner, Fr, 20 Uhr. 10/6 €

■ Jazzfest Berlin 4.–8. November, www.jazzfest-berlin.de

■ Kultur Shock: Cafe Zapata, Di, 21 Uhr. VVK: 12 €