heute in bremen
: „Überleben und sich frei fühlen“

Foto: privat

Gbassycolo Kibaro Konaté, 36, ist Musiker aus Guinea. 2010 hat er die Künstlergruppe Faso Kele gegründet.

Interview Jean-Philipp Baeck

taz: Herr Konaté, wie kamen Sie darauf, ein ökologisches Künstlerdorf in Guinea aufzubauen?

Gbassycolo Kibaro Konaté: Wir haben uns zusammengeschlossen, um Theater, Musik und Kunst zu machen, aber auch um zusammen zu leben. Wir wollten einen Ort schaffen, der sauber ist, an dem man im solidarischen Miteinander leben kann, ohne die Umwelt zu verletzen. Ich als Künstler hatte beschlossen, andere Länder kennenzulernen und mit meinem zu vergleichen. Nach meinen Reisen habe ich festgestellt, dass alle das gleiche Problem haben, aber auf unterschiedliche Art und Weise. Daraus ist diese Idee entstanden.

Welches Problem haben die Menschen gemeinsam?

Ich war in der Elfenbeinküste, in Mali, im Senegal und in Burkina Faso und habe gemerkt, dass wir alle um dasselbe weinen: nämlich zu überleben und sich frei zu fühlen.

Viele Menschen aus Guinea und den Ländern, die Sie bereist haben, machen sich deshalb auf den Weg nach Europa. Ist Ihr Dorf ein Gegenmodell?

Wir stehen für das Recht ein, zu bleiben und auch für das Recht zu gehen. Weil wir Künstler sind und einige Kontakte haben, wohnen viele Leute für eine Zeit bei uns. Oft kommt dann der Moment, wo sie das Geld von den Eltern geschickt bekommen, damit sie gehen können. Wir geben ihnen Ratschläge mit auf den Weg. Auch unser Kampf gilt einer Welt ohne Grenzen und wir stehen für Bewegungsfreiheit ein. Andererseits geben wir den Leuten, die bleiben wollen, Hoffnung.

Sie betreiben auch Landwirtschaft in Ihrem Dorf. Was bauen Sie an?

Vortrag und Diskussion „Zwischen Bewegungsfreiheit, ökologischer Landwirtschaft und Panafrikanismus“, 20 Uhr, Stadtkommune Alla Hopp, Hardenbergstr. 52-54

Zur Zeit Mango und Avocado, Papaya und Medizinbäume. Ansonsten bauen wir alle möglichen Gemüsearten an.

Verkaufen Sie Ihre Erzeugnisse?

Nein. Wir essen sie im Dorf und schicken sie an Freunde und Verwandte in der Hauptstadt Conakry. Wir produzieren mehr, als wir selbst benötigen und kämpfen damit auch für das soziale Wohlergehen. Über unser Sozialleben im Dorf und das in den Nachbardörfern werden wir heute Abend berichten.