Über jüdisches Leben aufklären

Das Buch „Archiv aus Stein“ versammelt Beiträge zur jüdischen Vergangenheit und Gegenwart im Land NRW

In Wort und Bild beschreibt das Buch die Geschichte des jüdischen Lebens in NRW. Anstoß für die Dokumentation hatte die Tagung „Jüdische Friedhöfe“ gegeben, die im November letzten Jahres in Düsseldorf stattfand. Dort hatten sich Wissenschaftler, der Düsseldorfer Rabbiner Julien-Chaim Soussan und Paul Spiegel, Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland, in Vorträgen mit dem Thema auseinandergesetzt.

Ihre Beiträge sind nun in „Archiv aus Stein“ nachzulesen. Illustriert sind die Texte mit Fotos von jüdischen Friedhöfen in NRW. Die Autoren beschäftigen sich mit unterschiedlichen Aspekten des jüdischen Lebens. Der Umgang mit Tod und Sterben wird ebenso erläutert wie spezifische Symbole auf Friedhöfen. „Man kann so lernen, die Friedhöfe zu lesen“, sagt Stefan Bajohr, Herausgeber des Buches.

350 Exemplare kaufte die Landesregierung, um sie in Städten und Gemeinden mit jüdischen Friedhöfen zu verteilen. „Es besteht ein großes Interesse daran, die Frage zu klären, wie man korrekt mit so einem Friedhof umgeht“, so Bajohr. Die Landesregierung will den Kommunen bis 2007 jährlich 250.000 Euro für die Instandhaltung der Friedhöfe zur Verfügung stellen.

Den Bogen von der jüdischen Vergangenheit zur Gegenwart schlägt Paul Spiegel in seinem Buchbeitrag – nicht ohne einige Anekdoten aus seinem eigenen Leben einzuflechten. Die Zahl der Jüdinnen und Juden in NRW steigt seit Jahren kontinuierlich. Mittlerweile zählen die Gemeinden rund 27.000 Mitglieder. „Das ist eine Zahl, die an ein Wunder grenzt“, sagte Spiegel bei der Vorstellung des Buches im Düsseldorfer Landtag. 1950, als der Zentralrat seine Arbeit aufnahm, lebten lediglich 15.000 Juden in ganz Deutschland.

Mittlerweile sei viel für die Integration jüdischen Lebens getan worden, wenngleich man immer noch wachsam bleiben müsse, so Spiegel. Am wichtigsten sei immer noch die Aufklärung über jüdisches Leben, um Vorurteile abzubauen. „Archiv aus Stein“ solle hierzu einen Beitrag leisten. Das Interesse sei bei Jugendlichen sehr groß: „Wir haben mancherorts gar nicht genug Leute, um den Ansturm zu bewältigen.“

MAREN MEIßNER