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Der Neue wird gekrönt

Bremens CDU kürt ihren Spitzenkandidaten

Von Benno Schirrmeister

Fünf Monate schon versucht die CDU und mit ihr, als wäre er ihr Medienpartner, der Weser-Kurier, Carsten Meyer-Heder bekannt und beliebt zu machen. Die nächste Gelegenheit, den Unternehmer – sein Unternehmen heißt Team Neusta und macht erfolgreich was mit Internet – zu inszenieren, wird kommende Woche die Krönungsmesse sein, also der Landesparteitag, bei dem am Samstag, den 26. Mai, im Swissôtel mindestens 99,8 Prozent der Delegierten für den Spitzenkandidaten stimmen werden, den ihnen der Landesvorstand Mitte Januar eingekauft hat. Er ist in die Partei eingetreten und hat die Ortsvereine abgeklappert, damit die Mitglieder kapieren, dass er künftig ihr Chef ist und ihr bester Mann, der in einem Jahr versuchen soll, die Bürgerschaftswahl zu gewinnen.

Manche nennen ihn, wegen des Klangs, Meister Eder. Aber seine Firma, deren Erfolge der Weser-Kurier mittlerweile auf der Titelseite bringt, um sie im Wirtschaftsteil ganzseitig abzufeiern, ist tatsächlich ein großer Player mit Sitz in einer aufgemotzten früheren Hafen­immobilie in der Bremer Überseestadt. Ob die Bremer*innen dem 57-jährigen, lang gewachsenen Kahlkopf mit gepflegtem Dreitagebart auf den Leim gehen, ist ungewiss: Politisch ist Meyer-Heder unerfahren, manchmal geradezu ahnungslos – und politisch klare Vorstellungen hat er auch noch keine erkennen lassen, außer einer diffusen, aber berechtigten Unzufriedenheit mit dem Status quo: Dass Bremen nach 70 Jahren SPD-Regierung eher mittelprächtig ist, lässt sich nicht leugnen, und dass beides in einem Zusammenhang steht, scheint eine legitime Vermutung. Er glaube, so Meyer-Heders Argumentation, dass es besser geht, dafür aber ein Wechsel nötig ist, „also kann ich nur allen Wählern zurufen: Probiert’s doch einmal anders!“

Das ist nicht völlig aussichtslos, denn einerseits wählen im sozial gespaltenen Bremen die Armen tendenziell nicht mehr, andererseits macht ihn die Schwäche der SPD stark: Der arbeitsame Bürgermeister Carsten Sieling hat keine weitere Ausstrahlung entwickelt, ein Übriges tut der Bundestrend, sodass den Bremer Sozen derzeit ein historisch-schlechtes Ergebnis von 26 Prozent prophezeit wird, also nur noch zwei Punkte vor der Union, deren Boss-Anwärter nur die wenigsten kennen.

Dass Meyer-Heder das nun ändern muss, ist für die Partei nicht ohne Risiko, denn bei Live-Auftritten könnte er mit lustigen Einfällen aufwarten, die sie dann irgendwie einhegen müsste. Umgekehrt würde man seinen Authentizitätsbonus verspielen, wenn man ihn in die Rolle einer Sprechpuppe für vorbereitete Themen drängt: Schon dass der ehemalige Percussionist mit gutem Gefühl für Congas im Februar plötzlich auf Seite eins des Weser-Kurier den drogenpolitischen Hardliner-Kurs seiner Partei propagieren sollte, hat bei seinen früheren Musikerkolleg*innen für ausgelassene Heiterkeit gesorgt.

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