Nahverkehr schluckt Spritpreise

Durch die gestiegenen Preise für Dieselkraftstoff geraten auch die Bilanzen der Verkehrsunternehmen unter Druck. Bisher sind für den Nahverkehr jedoch noch keine Preiserhöhungen beschlossen

VON ELMAR KOK

Die Verkehrsunternehmen des Öffentlichen Personennahverkehrs (ÖPNV) stehen durch die gestiegenen Spritpreise unter Druck. Allein die Essener Verkehrsbetriebe AG (EVAG) hat in diesem Jahr für Diesel-Kraftstoff bis Mitte August schon 3,8 Millionen Euro ausgegeben. Im gesamten Jahr 2004 kauften die Essener 7,4 Millionen Liter Diesel für 5,5 Millionen Euro ein.

Obwohl der Dieselverbrauch der Essener Bus-Flotte weitgehend konstant bleiben wird, rechnen die Nahverkehrsmanager mit drastisch höheren Beschaffungskosten für den nötigen Sprit. „Zu Anfang des Jahres haben wir am Rotterdamer Markt rund 75 Cent für den Liter Diesel bezahlt, momentan sind wir bei 90,5 Cent“, sagt Nils Hoffmann, Sprecher der EVAG. Kalkuliert habe man mit rund 82 Cent pro Liter, was auch schon hoch angesetzt gewesen sei. Trotzdem ist Hoffmann sicher, die Stadt Essen nicht um zusätzliche Zuschüsse für den Nahverkehr bitten zu müssen. Denn die zusätzlichen Ausgaben für Diesel könnten aus anderen Bereichen finanziert werden, sagt er. Für Reparaturen habe das Unternehmen nicht so viel Geld ausgeben müssen, wie kalkuliert.

Dementsprechend sind für den Fahrgast keine kurzfristigen Preiserhöhungen zu befürchten. „Das ist zurzeit nicht in der Planung“, sagt Hans Oehl, Sprecher des Verkehrsverbundes Rhein-Ruhr (VRR), zu dem auch die EVAG gehört. Denn die Mehrkosten könnten sich frühestens in den Preiserhöhungen ab Anfang des Jahres 2007 niederschlagen. Die Preissteigerungen für den Anfang 2006 seien gerade beschlossen worden, für 2007 werden sich die Vertreter des VRR erst Mitte des kommenden Jahres zusammensetzen.

Der Beirat des Verkehrsverbundes Rhein-Sieg (VRS), zu dem auch die Kölner und Bonner Verkehrsbetriebe gehören, wird sich schon am 26. September zusammensetzen, um der Verbandsversammlung seine Vorschläge zur Tarifgestaltung des kommenden Jahres zu machen. Joachim Berger, Sprecher der Kölner Verkehrsbetriebe AG, rechnet damit, dass sich der Spritpreis schon in 2006 in den Fahrpreisen niederschlägt. „In unserem Verkehrsverbund gibt es viele reine Busunternehmen, die das natürlich stark zu spüren bekommen“, sagt er. Obwohl die Kölner 80 Prozent des ÖPNV über die Schiene abwickeln, „liegen wir wegen der gestiegenen Dieselkosten schon fünf Prozent über unserem Planansatz“, so Berger. Und bisher sei die jüngste Spritpreiserhöhung noch gar nicht eingerechnet.

Der VRS habe trotz stark gestiegener Preise für Kraftstoff noch keine positive Änderung bei den Fahrgastzahlen ausmachen können, sagte VRS-Sprecherin Ariane Weber gestern. Anders im Raum der Verkehrsgemeinschaft Ruhr-Lippe (VRL). „Subjektiv würde ich sagen, dass gerade in den Hauptverkehrszeiten mehr Fahrgäste das Angebot nutzen“, sagt Uli Beele, Sprecher der VRL. Und das trotz der Preiserhöhung der VRL vom 01. August.