Scheeres will mehr Schulpflicht

Mit einem 11. Pflichtschuljahr will die Bildungssenatorin Jugendlichen auf ihrem Weg zur Arbeit helfen

Von Stefan Alberti

Bildungssenatorin Sandra Scheeres (SPD) will die Pflichtschulzeit verlängern. Damit will sie verhindern, dass Jugendliche, die nach den derzeit zehn verpflichtenden Schuljahren keinen Ausbildungsplatz finden, für die Berater der Jugendberufsagenturen nicht erreichbar sind. Scheeres erneuerte damit am Dienstag nach der Senatssitzung einen Vorschlag, den sie schon vor zwei Jahren machte. Arbeitssenatorin Elke Breitenbach (Linke) lehnt das ab: Man müsse auf anderen Wegen versuchen, die Jugendlichen schneller in eine Ausbildung zu bringen.

Scheeres forderte das 11. Pflichtschuljahr, als sie am Dienstag vor Journalisten die Arbeit der zwölf Jugendberufsagenturen – eine pro Bezirk – bilanzierte. Die fassen unter einem Dach Beratung durch Jobcenter, Arbeitsagenturen, Sozialämter und Jugendhilfe zusammen. Die ersten vier davon eröffneten 2015, die letzte Ende 2016, sodass Scheeres eine erste komplette Jahresbilanz liefern konnte.

Die fiel zwar gut aus. Doch aus Scheeres’ Sicht gibt es folgendes Problem: Jahr für Jahr fallen um die 4.000 Jugendliche durch alle Beratungsnetze. Für sie liegt das auch daran, dass die Schulen keine Kontaktdaten ihrer Abgänger an die Berufsagenturen übermitteln dürfen: Datenschutz würde das verhindern. Scheeres will das nicht hinnehmen: „Wir können es uns nicht erlauben, dass uns wegen Datenschutzregeln Jugendliche verloren gehen.“

Mit elf Pflichtschuljahren würde sich dieses Problem aus Scheeres’ Sicht lösen. Angesprochen auf die bislang kritische Haltung ihrer Senatskollegin Breitenbach zum Thema sah Scheeres eine „leichte Annäherung“. In Breitenbachs Senatsverwaltung aber klang das anders: „Wir finden, dass das eine zu teure Maßnahme zum Datensammeln ist“, sagte Pressesprecherin Regina Kneiding der taz. So etwas habe es schon mal gegeben und sei wieder abgeschafft worden. Statt in einem weiteren Schuljahr müssten die Jugendlichen in der jetzigen Pflichtschulzeit stärker auf die Berufsauswahl vorbereitet werden.