berliner szenen
: Das Geheimnis der Pflanzen auf dem Balkon

Die Balkonsaison hat begonnen. Das bedeutet Planung und Arbeit, denn unser Balkon ist ungewöhnlich groß und ziemlich schattig. Im Laufe der Zeit habe ich gelernt, was dort gut wächst und schön aussieht. Wir wohnen im Hochparterre, sodass die Nachbarn oft bewundernd davorstehen, um mir dann zu erzählen, warum es bei ihnen leider nicht so aussieht. Die viele Arbeit … Und dann das Geld für die Pflanzen, ach ja.

Ich rede normalerweise nicht gern über das Geheimnis meiner Balkonbepflanzung, möchte es an dieser Stelle aber doch einmal kurz lüften. Einfach so als Anregung.

Nachbarin A. wirft regelmäßig ihre alten Blumentöpfe weg, wenn diese grüne Beläge bekommen, und kauft neue. Ich hole die alten aus dem Müllcontainer, säubere sie in Sodalauge und nutze sie weiter. Im letzten Jahr habe ich zum Beispiel vier wunderbare Terrakottablumenkästen abgefasst, noch bepflanzt mit wildem Wein.

So wie manche Menschen ihre Haustiere an der Autobahn aussetzen, haut Nachbarin B. jedes Jahr vorm Sommerurlaub sämtliche Balkonblumen in die Biotonne. Ich pflanze sie wieder ein, und sie blühen bei mir dann immer noch bis Ende Oktober. In den Töpfen von A.

Und neuerdings ist noch eine dritte Quelle dazugekommen, nennen wir sie C. Unlängst entdeckte das Kind nämlich, dass von den vier Glastonnen im Hof nur zwei geleert werden. Die anderen stehen randvoll daneben, seit Monaten. Obenauf jede Menge Bierflaschen. Das Kind brachte sie gleich zum Supermarkt und kam mit Schokolade zurück. Seitdem verfolgen wir das aufmerksam. Ein- bis zweimal pro Woche bringt C. neue Flaschen in den Müll. Ich kaufe Pflanzen und Blumensamen von dem Pfandgeld.

Wir haben ausgerechnet, dass wir monatlich im Schnitt 6 Euro an den Flaschen verdienen. Aber auch, dass der Besitzer C. etwa ein bis zwei Liter Bier pro Tag trinkt. Mein Balkon profitiert enorm davon. Gaby Coldewey