Die Saat der Bösen

NAHRUNG 870 Millionen Menschen hungern. Ein Programm der G 8 will dies ändern: mit teurem, aber ertragreicherem Lizenz-Saatgut für Kleinbauern und Investitionsschutz für große Agrarkonzerne in Afrika. Kritiker sagen: So hungern bald noch mehr

BERLIN taz/epd | Am heutigen Welternährungstag erinnern die UN an die insgesamt rund 870 Millionen hungernden Menschen. „Der Kampf gegen den Hunger macht seit fünf Jahren keinen Fortschritt mehr“, sagt FAO-Chef José Graziano da Silva. Das sogenannte Millenniumsziel der Vereinten Nationen, die Zahl der Hungernden bis 2015 zu halbieren, sei in Gefahr. Da Silva ermutigte Kleinbauern in Staaten mit knappen Lebensmitteln, sich in Genossenschaften zu organisieren – dies helfe, das Hungerproblem zu lösen.

Auch die G-8-Staaten und die großen Agrarkonzerne widmen sich dem Problem – mit einer anderen Stoßrichtung: Ihre „Neue Allianz für Ernährungssicherung“ will vor allem die Privatinvestitionen in die Landwirtschaft Afrikas erhöhen. Hierzu soll die Verteilung von frei verfügbarem Saatgut „systematisch beendet“ werden. Die Länder Afrikas werden angehalten, „Regeln zu den Eigentumsrechten an Saatgut umzusetzen“: Bauern sollen also nicht mehr ohne Weiteres Samen verwenden dürfen, für die sie keine Lizenzgebühren zahlen müssen. Ihnen blieben nur noch die ertragreicheren Produkte von Monsanto oder anderen Saatgutherstellern. „Das verursacht langfristig Hunger in Afrika“, sagt Roman Herre vom Food First Informations- und Aktionsnetzwerk Fian.

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