Lars Penning Filme aus dem Archiv –frisch gesichtet:
Es ist heute kaum mehr bekannt: Der größte Star der US-Slapstickkomödie gegen Ende der 1910er Jahre war nicht Chaplin, Lloyd oder Keaton, sondern Roscoe „Fatty“ Arbuckle. Arbuckle, als dessen Markenzeichen das unschuldig dreinblickende Kindergesicht auf einem massiven Körper galt, inszenierte damals eigene Kurzfilme für den Produzenten Joseph Schenck, die als Musterbeispiele der frühen Slapstickkomödie gelten können: Fliegende Mehlbeutel und Tortenschlachten sowie Verfolgungsjagden und Prügeleien sind die Zutaten seiner von Situationskomik beseelten Filme. Eine Möglichkeit, sich wie seine heute berühmteren Kollegen weiterzuentwickeln, bekam Arbuckle nicht mehr: 1921 wurde er in den mysteriösen Tod einer Schauspielerin verwickelt, und obwohl er von allen Anklagen freigesprochen wurde, hatte sich die öffentliche Stimmung so gegen ihn gewendet, dass ihn niemand mehr beschäftigen wollte. Beim Stummfilm um Mitternacht gibt es jetzt vier Filme aus den Jahren 1915 bis 1917 von und mit jenem Mann zu sehen, von dem Buster Keaton stets behauptete, dass er ihm alles über das Filmemachen beigebracht habe (5. 5., 24 Uhr, Babylon-Mitte).
Für seinen brillanten Doppelfilm „Smoking/No Smoking“ (1993) griff Alain Resnais auf acht von Agnès Jaoui und Jean-Pierre Bacri für das Kino adaptierte Stücke des britischen Bühnenautors Alan Ayckbourn zurück: Darin verkörpern Sabine Azéma und Pierre Arditi alle Figuren einer absurden Boulevardkomödie, deren Plot im Wesentlichen um die ruinierte Ehe des Schuldirektors Toby Teasdale und seiner Frau Celia kreist. Doch die Geschichte kann sich auch ändern – je nachdem, ob Celia eine Rauchpause bei ihrem Frühjahrsputz einlegt und dabei dem Hausmeister Miles Coombes begegnet oder nicht. Ein amüsant-melodramatisches Kino aller Möglichkeiten (Smoking, OmU, 3. 5., 19. 30 Uhr. No Smoking, OmU, 5. 5., 20 Uhr, Arsenal 2).
Einer der besten Filme der letzten Monate: Weil in dem Fall ihrer ermordeten Tochter nichts vorangeht, lässt Mildred (Frances McDormand) an der Ortseingangsstraße drei Plakatwände aufstellen, auf denen sie die örtliche Polizei herausfordert. Damit löst sie eine Reihe von tragikomischen Ereignissen aus, in denen der krebskranke Polizeichef Willoughby und sein gewalttätiger Kollege Dixon eine Rolle spielen. Regisseur Martin McDonagh und seine großartigen Schauspieler halten „Three Billboards Outside Ebbing, Missouri“ dabei geschickt zwischen menschlichem Drama und manchmal grotesker Komödie in der Waage (4. 5., 19.15 Uhr, 5. 5., 21.15 Uhr, 6. 5., 19 Uhr, Filmmuseum Potsdam).
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