Boden könnte stärker absacken

Um den Bau der unterirdischen Gasspeicher in Etzel gibt es Streit. Anwohner sehen ihre Ängste bestätigt

Anwohner fürchten Folgeschäden, wenn der Boden weiter absinkt

Ein Szenario zu möglichen Umweltschäden durch unterirdische Gas- und Ölspeicher in Ostfriesland hat Verunsicherung bei Anwohnern ausgelöst. Auslöser ist ein Schreiben des Wirtschaftsministeriums in Hannover an die Bürgerinitiative (BI) Lebensqualität Horsten/Etzel/Marx in Friedeburg. Das Ministerium teilte jetzt mit, der Boden im Umfeld der Kavernen könnte im Laufe der Zeit stärker absinken als bisher angenommen. Es seien Absenkungen von bis zu sechs Zentimetern pro Jahr zu erwarten.

Die BI warnt seit Jahren vor möglichen Gefahren durch den Bau der riesigen Hohlräume des Kavernenbetreibers Storag. Anwohner befürchten unabsehbare Folgeschäden, wenn der Boden im Kerngebiet in 100 Jahren um bis zu sechs Meter absinke, sagte BI-Sprecher Anbdreas Rudolph.

Der Betreiber Storag widersprach diesen Befürchtungen. Die BI male ein Horrorszenario und betreibe Panikmache, sagte Storag-Sprecher Hans-Joachim Schweinsberg. Sie habe einen 2017 lokal gemessenen Maximalwert von 5,6 Zentimetern pro Jahr einfach nur hochgerechnet. „Das ergibt einen theoretischen Wert, den wir nicht teilen“, sagte Schweinsberg. Er verwies auf eine Prognose der Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe (BGR/Hannover) von 2016. Danach wird sich das Gebiet innerhalb von 100 Jahren um bis zu 2,5 Meter absenken.

Die Experten seien in der früheren Prognose jedoch vom günstigsten Fall ausgegangen, hatten Anwohner und die BI schon 2016 kritisiert. Die Spätfolgen durch Gebäudeschäden und den steigenden Wasserspiegel könnten tatsächlich schlimmer ausfallen. Das Wirtschaftsministerium erwartet neue Erkenntnisse durch eine Auswirkungsanalyse, die die Folgen des Kavernenbaus für Gebäude und Infrastruktur, Wasser, Natur und Landschaft aufzeigen soll. Sie soll im Sommer vorliegen. Die Kaverneneigentümer zahlen jährlich auf ein Treuhandkonto ein, um Vorsorge für die Zeit nach einer Stilllegung der Kavernen zu treffen.

In dem Gebiet sind 99 künstlich ausgespülte Höhlen zur Gas- und Öllagerung im Salzstock bei Etzel genehmigt, 75 Kavernen wurden in den vergangenen 45 Jahren in einem Bereich von 900 bis 1.700 Metern Tiefe angelegt. (dpa)