Thomas Mauch hört auf den Sound der Stadt:
Zuerst die Nachrichten aus der Alte-Herren-Liga, und da muss gesagt sein, dass die beiden Konzerte von Mulatu Astatke, dem mittlerweile 74-jährigen Pionier des Ethio-Jazz, ausverkauft sind. Nichts geht mehr. Nicht am Montag im Gretchen und nicht am Dienstag im Berghain. Nicht ausverkauft dagegen ist das Konzert von Guru Guru am Freitag im Bi Nuu, wo man mit Mani Neumeier (mittlerweile 77) doch auch eine veritable Legende begucken darf, die in den vergangenen Jahren mit den steten Krautrock-Renaissancen allerdings immer ein wenig übersehen wurde. Und eigentlich war dieser Mani Neumeier schon auf dem Weg zum seriösen Free-Jazz-Schlagzeugerer, bis er im 68er-Jahr eben den Rock für sich entdeckte und mit Guru Guru so was wie die Spaßguerilla des Krautrock begründete. Jetzt feiert man also 50-Jähriges (U-Bhf. Schlesisches Tor, 20 Uhr, 22 €).
Gleichfalls am Freitag ist im Acud der New Yorker Gitarrist Rafiq Bhatia zu hören, der auch bei Son Lux spielt und gerade sein Albumdebüt veröffentlicht hat, „Breaking English“, mit einer Instrumentalmusik, die experimentell umherschweifend die Plätze zwischen den verschiedensten musikalischen Stühlen erkundet. Kann man sich prima als Soundtrack für visuell ausschweifende experimentelle Filme vorstellen. Mit kleiner Bandbesetzung stellt Rafiq Bhatia sein Album vor (Veteranenstr. 21, 20 Uhr, 15 €).
Und halt gleich noch mal der Krautrock, der diesmal mit Minami Deutsch aus Japan kommt. Die veröffentlichen ihre Musik bei einem Label, das geschichtsbewusst Guruguru Brain heißt. Wobei sich Minami Deutsch weniger an den Zappel-Krautrock wie von Guru Guru und mehr an das motorische Wummern von Neu! halten, am Montag im Zukunft am Ostkreuz (Laskerstr. 5, 21 Uhr, VVK 11 €).
Am Mittwoch hat man zwei Bands aus Italien. Aus Mailand kommt das Fuzz Orchestra, das man sich laut Eigenwerbung als ein Treffen von Black Sabbath und Morricone und Revolution vorstellen darf. Also eine prinzipiell wuchtig gehaltene Musik, die mit aus alten Filmen geborgten Samples noch aufgepeppt wird. Nicht ganz so heftig ist die Musik von The Mechanical Tales, gleichfalls ein Trio, das aus Udine stammt und mehr auf Suspense setzt bei seiner raffinierten, Industrial und Kunst zunickenden Soundtrackmusik. Beide Bands könnte man sich bestens ergänzend in einem Konzert vorstellen. Weil aber Fuzz Orchestra im Schokoladen (Ackerstr. 169, 20 Uhr) und The Mechanical Tales im Marie Antoinette (Holzmarktstr. 15–18, 21 Uhr, 11 €) spielen, muss man sich leider doch entscheiden.
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