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Disaster Film Festival

In der Filmreihe geht es um ökologische Kritik und Gegenwehr aus Verantwortung. Die Filmreihenorganisatorin Anna Belle Jöns hat Filme ausgewählt, die eines gemeinsam haben – ihre Unmittelbarkeit.

Just do It – A tale of modern day outlaws Großbritannien 2011, R: Emily James, Englisch mit Untertiteln

Es ist alles andere als ein Märchen, was hier erzählt wird. Die direkten Aktionen der militanten KlimaschützerInnen sind packend gefilmt, aus der Aktion heraus. Immer wieder werden die Zuschauenden mitgerissen von den Aktiven, und auch immer wieder zurückgeworfen auf den Asphalt der Tatsachen, der gesellschaftlichen Kräfteverhältnisse. In denen subversive Betätigungen immer wieder die Bobbies auf den Plan rufen. Mal mit Teetasse in der Hand, öfter aber mit Helm und Knüppel. Aber es gibt Mittel und Wege, den Schutz der privaten Produktionsmittel durch den Staat zu unterlaufen.

Katastrofin aineksia, Anleitung zur Katastrophe Finnland 2008, R: John Webster, Englisch, Finnisch mit deutschen Untertiteln

Der englisch-finnische Filmemacher John Webster hat sich, seine eigene Familie in den Fokus genommen. Für einen Selbstversuch: Ein Jahr lang versuchen sie, im privaten Konsum und Verhalten weitgehend auf Produkte zu verzichten, die CO2-Emissionen verursachen. Dass das Auto verkauft und in den Urlaub nicht mehr geflogen wird, ist naheliegend. Aber wie im Supermarkt einkaufen, ohne Plastikverpackungen? Wie mit dem Boot zum Wochenendhaus auf die Insel kommen? Am Ende des Jahres stellt sich die Frage: Zurück in die alten Gewohnheiten, oder weitermachen mit dem strapaziösen privaten Verzicht auf Erdölprodukte. Der Film ist, obwohl streckenweise sicher inszeniert, kurzweilig, durch die Selbstironie von Webster.

Silent Snow Niederlande 2011, R: Jan van den Berg; Vielsprachig mit deutschen Untertiteln

In der Abgeschiedenheit von Uummannaq, einem malerisch gelegenen Dorf im Norden Grönlands, schon innerhalb des Polarkreises sind sie zu sehen: Die unberührt mächtig in sich liegenden Gletscher, die Weite des Eises, die klare Luft beim Sonnenaufgang. Aber viele der in Uummannaq lebenden Inuit sterben an Krebs, leiden an Vergiftungen durch Pestizide. Überall, im Eis, im Wasser, in der Nahrungskette reichern sich die Chemieprodukte an. Pipaluk Knudsen-Ostermann aus Uummannaq ist Co-Autorin des Films und macht sich mit dem Filmteam auf den Weg zu einer Reise um die Welt: Wo kommen die Umweltgifte her, wird gegen die Vergiftung angegangen? Der Film findet Bilder für das unsichtbare Gift. Kritikwürdig ist, wie sehr er UreinwohnerInnen als geschlossenes Bollwerk, als Kulturen gegen Umweltverschmutzung inszeniert. Da verwundert es nicht, dass es an keiner Stelle darum geht, wie Pipaluk in Europa lebt – und dort mit dem Pestizidproblem umgeht. Aber mit seiner wuchtigen Bildersprache ist „Silent Snow“ der Höhepunkt des Disaster-Festivals.

Gaston Kirsche

Do, 18. 10. – Mi, 24. 10., 3001-Kino, Schanzenstraße 75, Hamburg / www.3001-kino.de