Rätsel um die siebte Kammer

ATOMMÜLL-LAGER ASSE Die Bohrmannschaft findet die Atommüllkammer Nummer 7 nicht – ihre Lage ist offenbar unzureichend dokumentiert. Oder das Gestein hat unter dem Druck des Berges nachgegeben

Die Lage der Kammer wurde in den 1980er Jahren wohl nicht exakt dokumentiert

Die Atommmüllkammer Nummer 7 in der Asse ist weg – oder zumindest nicht da, wo sie den Aufzeichnungen zufolge sein sollte. Als Umweltminister Peter Altmaier (CDU) am 1. Juni die erste Probebohrung in einen Hohlraum mit radioaktiven Abfällen in Gang setzte, gingen die Experten von einem zeitlich überschaubaren Vorhaben aus. In sechs Wochen, so hieß es zunächst, sollte die 20 Meter dicke Mauer vor der Kammer durchbohrt sein.

Der veranschlagte Zeitraum wurde in der Folge länger, die Mauer dicker. Nachdem sich der Bohrkopf immer wieder in einer Bitumenschicht festfraß, haben die Bohrmannschaften das Verschlussbauwerk inzwischen 24,5 Meter tief durchbohrt – und sind immer noch nicht auf den Hohlraum gestoßen.

Die Gründe sind unklar. Die tatsächliche Lage der Einlagerungskammer sei in den 1980er Jahren wohl nicht so exakt dokumentiert worden, wie das heute üblich wäre, sagte gestern der technische Geschäftsführer der Asse-GmbH, Jens Köhler. Außerdem könnte der stetige Gebirgsdruck Hohlräume in der Einlagerungskammer 7 zugedrückt haben. Schon der vier mal zweieinhalb Meter große sogenannte „Blindschacht 2“ war komplett zusammengequetscht worden.

Nun will die Asse-GmbH zunächst bis etwa 28 Meter weiterbohren. Dann soll eine Radarsonde einen Hohlraum in der Einlagerungskammer aufspüren.

Mit dem Anbohren der Kammer 7 wollen die Fachleute herausfinden, in welcher Konzentration sich in der Kammerluft radioaktive Stoffe und Gase wie Methan oder Wasserstoff befinden. Außerdem müsse geklärt werden, wie stabil die Einlagerungskammer noch sei, sagte Köhler. Danach soll die Mannschaft in einem zweiten Schritt die Kammer öffnen. Im dritten Schritt sollen erste Abfälle testweise geborgen werden. Alle Maßnahmen sind Teil der sogenannten „Faktenerhebung“ – erst danach wird endgültig entschieden werden, ob die Bergung des Atommülls machbar ist.  RP