Wettlauf gegen die Zeit

Tausende Menschen im Katastrophengebiet warten noch auf Rettung. Doch die Hilfskräfte sind überfordert

BERLIN dpa/afp/taz ■ Die Rettungsmaßnahmen in New Orleans laufen – allerdings immer noch schleppend. Nach dem Hurrikan „Katrina“ sind weiterhin tausende Menschen in der überfluteten Stadt eingeschlossen. Ein Hauptmann der Küstenwache sagte dem Nachrichtensender CNN, obwohl alle seine Männer bis zur Erschöpfung arbeiten, werde für viele die Hilfe zu spät kommen. Die Einsatzkräfte fanden oft ganze Familien, die in den eigenen vier Wänden elendig ertrunken waren.

Inzwischen haben die Behörden mit dem systematischen Bergen von Todesopfern begonnen. Insgesamt seien bislang mehr als 200 Tote offiziell registriert worden, teilten die Behörden der Bundesstaaten Mississippi und Louisiana mit. Allerdings werde die tatsächliche Totenzahl weiter auf mehrere tausend geschätzt. US-Heimatschutzminister Michael Chertoff hatte zuvor seine Landsleute auf das Schlimmste vorbereitet: „Der Anblick nach Abfließen des Wassers wird so schlimm sein wie nichts, was wir jemals in diesem Land gesehen haben, vielleicht mit Ausnahme des 11. Septembers.“

Die USA nahmen derweil ein Hilfsangebot der UNO an. Die UNO sei bereit, „Hilfspersonal und eine Vielzahl von Hilfsgütern“ zur Verfügung zu stellen, sagte ein Sprecher. Dabei sollen auch Unterorganisationen wie das Kinderhilfswerk Unicef mit eingebunden werden.

Die Sicherheitslage in New Orleans blieb auch gestern prekär. Augenzeugen berichten, die Polizei habe vier Plünderer in den Straßen der Stadt erschossen. Die Polizei wollte das offiziell nicht bestätigen.

Derweil hat US-Außenministerin Condoleezza Rice Spekulationen über Rassismus als Grund für den langsamen Hilfebeginn zurückgewiesen: „Ich bin Afroamerikanerin, ich kann Ihnen sagen, dass diese Reaktion nichts mit der Hautfarbe zu tun hat.“ Vor allem Kranke und Alte konnten nicht evakuiert werden, sagte sie.

PHILIPP DUDEK