Lars Penning
Filme aus dem Archiv –
frisch gesichtet
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In einer Dokumentation namens „La Danse – Le Ballet de l’Opéra de Paris“ geht es natürlich auch um die Freude an Körpern in Bewegung: Tänzer und Choreografen bei ihren Proben, einige Ausschnitte aus fertigen Bühnenproduktionen. Doch im Wesentlichen ist Frederick Wisemans Film das Porträt einer Institution, die für den ehemaligen Juristen auch immer die Gesellschaft repräsentiert, in der sie existiert. Seine Kamera blickt auf die Kantine und die Kostümschneiderei ebenso wie auf Businessmeetings der künstlerischen Leiterin; dabei gibt es weder Kommentare noch Interviews, und die Namen der Protagonisten erfährt man erst im Nachspann. Als Zuschauer erfordert es viel Aufmerksamkeit für das, was der Regisseur in Monaten der Montage aus seinem Material herausgearbeitet hat. Doch dann wird erkennbar, wie diese Institution am Laufen gehalten wird, und wie die beteiligten Menschen in ihren Handlungen davon geprägt werden (OmU, 13. 4., 19 Uhr, Filmmuseum Potsdam).

Eine andere Konzeption von Dokumentarfilm besaß der Amerikaner Robert Flaherty: Er drehte in den 1920er und 1930er Jahren an damals abgelegenen Orten dieser Welt und stellte dabei Menschen in den Mittelpunkt, die sich mit einer sich verändernden Umwelt auseinandersetzen müssen. Die Dokumentation „Nanook of the North“ (1922) entstand in zweijähriger Arbeit in der Hudson Bay und por­trä­tiert eine Inuit-Familie, die sich im ewigen Eis durchschlagen muss. Allerdings neigte Flaherty dabei zum Schummeln: Längst waren die Jagdmethoden der Inuit nicht mehr so archaisch wie hier geschildert – der Regisseur hatte seinem Protagonisten Nanook einige Bräuche und Methoden erst wieder beigebracht. Im Arsenal-Kino begleitet die Pianistin Eunice Martins den Stummfilm am Klavier (Engl. ZT, 18. 4., 19.30 Uhr, Arsenal 1).

Helmut Käutners beste Filme entstanden in der Zeit der Nazidiktatur – gerade weil sie einen Gegenentwurf zum allgegenwärtigen Pathos darstellten. In der Nachkriegszeit hatte es der ehemalige Kabarettist schwer: Die Realität des bundesdeutschen Kommerzfilms der 1950er Jahre machte seiner Ambition, Filme mit zeitgeschichtlichen Bezügen und humanistischer Botschaft zu drehen, oft genug den Garaus. Das Zeughauskino präsentiert eine Käutner-Retrospektive bis Juni, in der kommenden Woche sind so unterschiedliche Filme wie das melancholische Melodram „Große Freiheit Nr. 7“ (1944) und das seltsame Salonmelodram „Bildnis einer Unbekannten“ (1951) zu sehen. („Bildnis einer Unbekannten“, 12. 4., 20 Uhr, „Große Freiheit Nr. 7“, 13. 4., 18.30 Uhr, 17. 4., 20 Uhr, Zeughauskino).