Das neuste Kino aus Brasilien

Im Metropolis läuft diese Woche das 13. Festival CineBrasil. In einer Doku geht es um einen zum Tode verurteilten Drogenschmuggler

Von Wilfried Hippen

Seit 2005 wird von den Programmkinos in einigen Großstädten Deutschlands gemeinsam das kleine Filmfestival CineBrasil veranstaltet, auf dem neue Produktionen aus Brasilien gezeigt werden, dessen Filme in Europa sonst weitgehend ungesehen blieben.

Im Hamburger Metropolis laufen in diesem Jahr sechs Filme. Die Reihe beginnt am Montag mit dem Spielfilm „BR – 716“ von Domingos Oliveira aus dem Jahr 2016, der das Lebensgefühl der 60er-Jahre beschwört. Auch in Rio de Janeiro gab es damals eine rebellische Jugend, die ein hedonistisches, modernes Leben führen wollte. Der Ingenieur und angehende Schriftsteller Felipe ist einer von ihnen und er genießt das Leben der Bohemiens mit Alkohol, Sex und rauschenden Partys, während sich die politische Situation verschärft und das Land kurz davor steht, eine Militärdiktatur zu werden.

Am Dienstag läuft mit „A Horas e Vez de Augusto Matraga“ eine Art lateinamerikanischer Western. Die Adaption einer Novelle von Joao Guimaraes Rosa aus dem Jahr 2011 spielt in den wilden Landschaften des Minas Gerais und erzählt von einem Gutsherren, der von seiner Frau verlassen wird und einen brutalen Rachefeldzug beginnt.

„Curumin“ (Mittwoch) ist eine Dokumentation von Marcos Prodo, die zum großen Teil aus den Aufnahmen der versteckten Kamera des Protagonisten Marco Curumin Archer besteht. Der wurde auf dem Flughafen von Jakarta mit 13, 5 Kilogramm Kokain in seinem Drachensegler erwischt. Nach sechs Tagen Flucht wurde er verhaftet und zum Tode verurteilt. Gefilmt hat er seinen Gefängnisalltag. Damit macht er eindrucksvoll deutlich, wie tragisch das Leben eines jungen, abenteuerlustigen Brasilianers aus dem Ruder laufen kann.

„Redemoinho“ von José Luiz Villamarim am Donnerstag ist ein Drama, das auf einer Erzählung von Luiz Fuffato mit dem schönen Titel „Die feindliche Welt – Vorläufige Hölle, Teil 2“ beruht. Der Film handelt von zwei Freunden, die sich seit den Kindheitstagen nicht mehr gesehen haben und einander bei viel Alkohol ihre Lebensgeschichten erzählen. Sie verbindet ein gemeinsames Trauma aus der Kindheit.

Bei „As duas Irenees“ (Freitag) findet eine junge Frau namens Irene heraus, dass ihr Vater eine außereheliche Tochter hat, die genauso alt ist wie sie und ebenfalls Irene heißt. Der Film ist eine Mischung aus Familiendrama und dem Genre der gerade überall sehr beliebten „Coming of Age-Stories“.

Am Samstag endet das Festival mit großem Gefühlskino: „Gloria e Graca“ von Flavio R. Tambellini erzählt von zwei sehr verschiedenen Geschwistern. Graca ist eine alleinerziehende Mutter, die lebensbedrohlich erkrankt, weshalb sie sich auf die Suche nach jemandem macht, der sich nach ihrem Tod um ihre Kinder kümmert. Ihr Bruder, mit dem sie lange keinen Kontakt hatte, lebt als Transvestit unter dem Namen Gloria und will zuerst nichts mit seiner Schwester zu tun haben.