Drei Schüsse
und ihre Folgen

Das Attentat auf Rudi Dutschke in
der Polizeihistorischen Sammlung

Von Daniél Kretschmar

„Eine große Überwindung war es nicht, hierherzukommen. Nur ein bisschen.“ Gretchen Dutschke-Klotz lächelt in der Polizeihistorischen Sammlung in die Kameras von sechs Fernsehteams. Im Polizeipräsidium am Platz der Luftbrücke erinnern seit Montag vier Vitrinen an das Attentat auf ihren Mann am 11. April 1968. Rudi Dutschke war Weihnachten 1979 an den Spätfolgen des Anschlags gestorben.

Zur Eröffnung der Ausstellung erläutert Museumsleiter Jens Dobler, wie die Ereignisse zwischen 1966 und 1970 nicht nur die Gesellschaft insgesamt, sondern auch die Berliner Polizei verändert haben. Schon im vergangenen Jahr hatte die Ausstellung „Heute Student – morgen tot“ aus Anlass des Jahrestages des Todes von Benno Ohnesorg unter anderem mit der Präsentation bis dahin unveröffentlichter Fotos aus Polizeibeständen geholfen, den Referenzrahmen auserzählt geglaubter Geschichte noch einmal um Details zu erweitern. Wesentlicher Bestandteil der Dutschke-Ausstellung nun sind vier Folianten, in denen der Fotograf Arwed Messmer wiederum Archivfotografien der Berliner Polizei kuratierte.

Der erste Schaukasten setzt derweil einen Ton, der die gesellschaftskritische, ja wütende Haltung des Lieds von Wolf Biermann übernimmt, das auch Pate des Ausstellungstitels ist – „Drei Kugeln auf Rudi Dutschke“. Neben dem ausgestellten Liedtext werden die Projektile, die Dutschke trafen, präsentiert. Der ideelle Rahmen ist damit gesetzt, darin eingefasst die weiteren Kästen. Die werfen knapp, aber historisch und politisch sensibel ein Schlaglicht auf jenen 11. April 1968, die Ermittlungen und die Folgen des Attentats. Was zu lernen ist aus der Zeit und ihrer Bewegung, fasst Gretchen Dutschke-Klotz bei der Eröffnung so zusammen, dass Demokratie in Deutschland erst mit 68 richtig angekommen war und sich weit entwickelt hätte seitdem. Die Aufgabe für heute sei die Bewahrung dieser Demokratie.