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Esther Slevogt betrachtet das Treibenauf Berlins Bühnen

Der Schriftsteller Hermann Sinsheimer gehört zu den Autoren und Theatermachern, die vergessen wurden, weil sie vor der nationalsozialistischen Verfolgung fliehen mussten. Sinsheimer, der 1883 geboren wurde, war zu seiner Zeit ein bekannter Journalist, Theaterkritiker und Dramatiker. Während des Ersten Weltkriegs war er zwei Spielzeiten lang Intendant der Münchner Kammerspiele. München, das war auch die Stadt, die den Politiker Hitler gebar, den Sinsheimer 1928 lediglich für eine Saisonerscheinung, ein „historisches Exkrement“ hielt. Ab 1933 durfte er als Jude dann nicht mehr ­schreiben. Für den Jüdischen Kulturbund, der einzige Ort, wo Juden als Künstler*innen wie Zuschauer*innen nach 1933 noch geduldet waren, schrieb Sinsheimer das Stück „Benjamin – wohin?“, das am 15. Dezember 1938 uraufgeführt wurde, also fünf Wochen, nachdem in Deutschland die Synagogen gebrannt hatten. Im Deutsch-Jüdischen Theater im Coupé wird das Stück nun wieder aufgeführt. Im Beisein der deutsch-britischen Literaturwissenschaftlerin Deborah Vietor-Engländer, die Herausgeberin der Werkausgabe Hermann Sinsheimers ist. Vielleicht ein weiterer Schritt, diesen Autor dem Vergessen zu entreißen (DJT im Coupé, Hohenzollerndamm 177, Premiere am 8. 4., 19 Uhr).

Mit dem Vergessen setzt sich auch die diesjährige Ausgabe des Festivals Internationaler Dramatik F.I.N.D. in der Schaubühne (6. bis 22. April) auseinander. Diesjährige Gastspiele wie „Saigon“ von Caroline Guiela Nguyen oder „La Despedida“ der kolumbianischen Gruppe Mapa Teatr setzen sich mit Traumata auseinander, die Kriege und bürgerkriegsähnliche Konflikte in Afrika, Lateinamerika, Asien oder auch gleich bei uns nebenan in den Menschen hinterlassen. Simon Stones in Amsterdam entstandenes Ibsen-Panorama „Ibsen Hius“ geht den Verdrängungsmechanismen in bürgerlichen Familien nach, die bei Stone zum Sinnbild für unsere verdrängungssüchtige Gesellschaft wird (Schaubühne: „F.I.N.D.“ 6. bis 22.4. alle Infos siehe www.schaubuehne.de)

Die Berliner Festspiele veranstalten am Wochenende 7. und 8. 4. mit „Die Originale“ ein interdisziplinäres Festival mit Talks und Ausstellung, in dessen Zentrum zwei Zirkusproduktionen stehen. Im Rahmen des Festivals findet außerdem ein Researchprogramm statt, das sich zeitgenössischen Formen des Zirkus widmet. Unter den Teilnehmer*innen, die ihre Rechercheergebnisse am Ende öffentlich präsentieren, sind Meret Becker, Ole Starnberg und Julia Wissert (Berliner Festspiele: „Die Originale“, 7. bis 8. 4., alle Infos: www.berlinerfestspiele.de).

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