Lars Penning
Filme aus dem Archiv –
frisch gesichtet
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Gemälde und Kutschen, Bildplastiken und Mumien: Die Sammlungen des Kunsthistorischen Museums in Wien sind reich- und vielfältig. Sie verbinden Kunst, Wissenschaft, Natur und Technik miteinander – und auch ein wenig Zauber und Wunder, wie Neil MacGregor, damals noch Direktor des British Museum, an einer Stelle der Dokumentation „Das große Museum“ sagt. Der österreichische Regisseur Johannes Holzhausen hat mit seinem Film ein wunderbares Institutionenporträt geschaffen: Unkommentiert, aber nicht ohne hintergründigen Humor, blickt er auf Sitzungen zur Budgetplanung, Gemäldehängungen, Präsidentenbesuche und die Kontrolle von Mottenfallen. Und zeigt dabei zum einen, wie ein Museumskonzept vergangener Jahrhunderte in unsere Gegenwart der schnellen Attraktionen überführt wird, vermittelt aber zum anderen insbesondere die Begeisterung und Sorgfalt, mit der sich die Kunsthistoriker und Restauratoren um die Bewahrung der ihnen anvertrauten Gegenstände kümmern. Ob Kaiser oder Kasper – hier ist jeder in guten, behandschuhten Händen. Eine Filmreihe zum Thema „Film und Museum“ zeigt das Zeughauskino noch bis zum 13. Mai (7 .4., 20 Uhr, Zeughauskino).

Im Jahr 1927 gehörte Walter Ruttmann zur Speerspitze avantgardistischer deutscher Filmemacher: Als er in „Berlin. Die Sinfonie der Großstadt“ ein Porträt der Hauptstadt vom frühen Morgen bis in die Nacht ohne Handlung und Schauspieler gestaltete, galt sein Konzept als gewagt. Heute ist der Montagefilm, den das Babylon Mitte mit Live-Musik vom Metropolis Orchester Berlin präsentiert, ein Klassiker, dessen stärkste Momente Berlin als Ort urbaner Modernität und eines ungeheuren Tempos zeigt. Eine inhaltliche Aussage trifft Ruttmann mit seinen Assoziationsmontagen allerdings nicht – nach Machtantritt der Nazis 1933 stellte es für ihn offenbar kein Problem dar, seinen Formalismus auch auf Propagandafilme anzuwenden (6. 4., 17 Uhr, 19.30 Uhr, 8. 4., 20 Uhr, Babylon Mitte).

Der Gegenentwurf zum Montagefilm sind die dokumentarischen Werke von Volker Koepp, der in seinen Befragungen von Menschen und Landschaften stets eine zurückhaltende Vorsicht wahrt – ehe sich mit der Zeit eine gewisse Vertrautheit zwischen Protagonisten und Filmcrew einstellt. Im Jahr 2000 bereiste der Regisseur die „Kurische Nehrung“, einen rund hundert Kilometer langen, aber nur wenige Kilometer breiten Landstreifen am Memeldelta, wo ihm Menschen dreier Volksgruppen von Traditionen und ihren damaligen Zukunftshoffnungen erzählen (5. 4., 20 Uhr, Arsenal 2).