heute in hamburg: „Die Müllmenge bleibt konstant“
Nina Heinrich, 35, Ingenieurin, ist seit Sommer 2017 Besucherbetreuerin für technische Anlagen bei der Hamburger Stadtreinigung.
Interview Petra Schellen
taz: Frau Heinrich, ist eine Müllverwertungsanlage dasselbe wie eine Müllverbrennungsanlage?
Nina Heinrich: Ja. Es ist ein neuer Begriff für die Anlage, die den Restmüll aus der schwarzen Tonne verbrennt. In den Anfängen um 1896 hieß das noch Müllverbrennungsanstalt, und dort wurde ausschließlich verbrannt. Inzwischen wird so viel wie möglich von dem genutzt, was bei der Verbrennung anfällt.
Wie viel Prozent des Restmülls werden wiederverwertet?
Wir bekommen hier in der Borsigstraße etwa 330.000 Tonnen Siedlungsabfälle pro Jahr, die verbrannt werden und deren Dampf man zunächst für Fernwärme nutzt. Durch chemische Prozesse werden zudem Gips, Kalziumchloridsalze und Salzsäure erzeugt. Das Hauptprodukt sind mit 20 Prozent allerdings Verbrennungsrückstände – Schlacke, die im Straßenbau verwendet werden kann. Übrig bleiben jährlich 8.500 Tonnen Nichtverwertbares.
Wird Hamburgs Müll weniger?
Die Gesamtmenge bleibt konstant. Durch das konsequente Trennverhalten der Bürger sinkt der Restmüllanteil allerdings um 10.000 Tonnen pro Jahr.
Und was erlebt man bei Ihrer Führung?
Es beginnt mit einem etwa 45-minütigen Einführungsvortrag. Danach werden Schutzbrille und Sicherheitshelme verteilt, und wir gehen eine Stunde durch die Anlage.
Mitten in den Müll?
Nein. Der große „Bunker“, in dem der Müll liegt, ist nicht betretbar, da Müll giftige Dioxine bildet. Wir gucken aber die Abkipphalle an, wo die Müllwagen ankommen und ausladen.
Und dann?
Gehen wir ins Kesselhaus, in dem zwei große Kaminöfen untergebracht sind. Ein Highlight ist dann die Station beim Kranfahrer. Der sitzt in einem Krankasten, von dem aus er in den „Bunker“ gucken kann; wir sind dann 30 Meter über dem Müll und sehen, wie der Kranfahrer den Müll durchmischt und in den großen Trichter bringt, von dem aus es in Richtung Feuer geht.
Führung durch die Müllverwertungsanlage: 16 Uhr, Borsigstraße 6. Man sollte festes Schuhwerk tragen und leichte Steigungen bewältigen können
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