Lieber Leerstand als linke Kultur

Das linke Kulturzentrum Erle 31 in der Neustadt musste raus, nachdem der Vermieter Müller und Bremermann den Mietvertrag nicht verlängerte. Nun droht Leerstand. Die Grünen kritisieren den Eigentümer

Von Gareth Joswig

Die Schlüssel sind jetzt weg. Das war es mit Umsonst-Konzerten, DIY-Yoga, Fahrradwerkstatt und Küche für alle. Alex Röhrs, der sich bis zuletzt im Kulturprojekt Erle 31 engagierte, klingt traurig, wenn er sagt: „Wir haben gerade die letzten Sachen rausgeräumt. Die Räume sind jetzt leer.“

Das Kollektiv hatte dem Vermieter Müller und Bremermann nach Nicht-Verlängerung des Mietvertrags vorgeworfen, bewusst Leerstand in Kauf zu nehmen. Ein ähnliches Kulturprojekt in der Neustadt, die Dete, eine mit Bremermann vereinbarte Zwischennutzung, musste 2014 schließen. Die Räume stehen seither leer.

Nach dem letzten Konzert in der Erle kritisierte auch die grüne Bügerschaftsabgeordnete Kai Wargalla den Eigentümer mit deutlichen Worten: „Auch andere Bremermann-Immobilien stehen seit Langem leer und rotten vor sich hin.“ Es könne nicht sein, dass jemand wie Bremermann damit drohe, künftige Zwischennutzungen gar nicht erst zu ermöglichen.

Der Chef der Immobilien-Firma, Marco Bremermann, hatte zuvor in einer Mitteilung geschrieben: „Es wird immer schwieriger, urbane kreative Projekte zu unterstützen.“ Am Ende eines Nutzungszeitraumes müsse man mit „aggressiven Auseinandersetzungen“ rechnen – sodass man Zwischennnutzungen gegebenenfalls nicht mehr ermöglichen wolle. Er behauptete, ein unangekündigter Besuch der MieterInnen habe dazu geführt, dass er einen vorgelegter Mietvertrag wieder zurückgezogen hat – weil es während des Besuchs zu persönlichen Beleidigungen gegen MitarbeiterInnen gekommen sei.

Röhrs widerspricht: Nach der Mieterhöhung habe man lediglich per Mail nachgefragt, wie die Mieterhöhung zustande gekommen sei. Daraufhin habe Bremermann den Vertrag direkt zurückgezogen. Erst danach hätten drei Mieter das Büro von Bremermann besucht. Allerdings nicht mit Beleidigungsvorsatz, sondern um einen Geschenkkorb zu überreichen mit CDs, Flyern und Material aus sechs Jahren Erle 31 – „Es war ein verzweifelter Versuch, eine Verlängerung zu bekommen und andererseits ein Dankeschön für sechs Jahre Nutzung“, sagt Röhrs. Als im Büro außer dem Empfang niemand zu sprechen war, habe wohl jemand zu einer Sekretärin „Hansel“ gesagt. Aber der Mietvertrag sei schon zuvor zurückgezogen worden.

Nun will der Eigentümer angeblich auf dem Grundstück neuen Wohnraum schaffen. Das Gleiche hatte die Firma 2014 bei der Schließung der Dete gesagt. Und die steht seit fast vier Jahren leer.