Rattenkot unter der Wursttheke

HYGIENE Eine Razzia fordert Ekelzustände in der Münchner Großmetzgerei Vinzenzmurr zutage. Gegen die Veröffentlichung der Details war das Unternehmen gerichtlich vorgegangen – und hat nun verloren

MÜNCHEN dapd | Muffiger Braten, grünlich verfärbte Leber und Rattenkot unter der Wursttheke: Monate nach der Razzia von Lebensmittelprüfern bei der Münchner Großmetzgerei Vinzenzmurr durfte das Ausmaß der Hygieneprobleme nun veröffentlicht werden. Grobe Mängel sind in einem Beschluss des Verwaltungsgerichts München dokumentiert, der jetzt auf dem Justizportal der bayerischen Staatsregierung einsehbar ist. Gegen die Veröffentlichung war Vinzenzmurr gerichtlich vorgegangen. Die Firma bedauerte die Verstöße am Donnerstag. Die Stadt München bestätigte, dass inzwischen saubere Verhältnisse bei Vinzenzmurr herrschen. Mit 270 Filialen ist das Unternehmen eines der größten seiner Art in Deutschland.

Das Papier des Gerichts liest sich wie ein Sündenregister; über die Zustände in einer Filiale heißt es: „Der Fußboden war unter der Fleisch- und Wursttheke zum Teil millimeterhoch mit dunklen Belägen, Unrat, Lebensmittelresten, Spinnweben und Rattenkot verunreinigt.“

Beanstandet wurden mehrere eingelagerte Fleischvorräte, etwa Leber, „die stellenweise deutlich grünlich verfärbt war, alt, faulig und deutlich ranzig roch sowie faulig schmeckte“. Die Prüfer fanden ferner Schinkenwürfel, „die stechend, süßlich, ammoniakalisch und verdorben rochen sowie ammoniakalisch schmeckten“. Die Rede ist auch von muffigem Braten und beige-bräunlich verfärbter Lammhüfte. Eine Kühlhaustür „war mit einem schwarzen, schimmelähnlichen Belag verunreinigt“, heißt es in dem Dokument.

Die Kontrolleure hatten Ende März 2011 etwa zwei Dutzend Filialen von Vinzenzmurr inspiziert. Die Stadt München verhängte anschließend gegen 29 Filial- und Betriebsleiter Bußgelder von je bis zu 4.800 Euro. Auf ihrer Homepage wirbt die Großmetzgerei weiter mit „Qualität“ und „Frische“ der Produkte.