Trio zu zweit

Zunächst einmal erscheint die Besetzung ja nicht besonders ungewöhnlich. Sonaten für Violine und Cembalo, für heutige Ohren eher eine Selbstverständlichkeit. Man ersetzt das Tasteninstrument zur Not durch ein Klavier. Bei Johann Sebastian Bach war die Sache aber noch ziemlich neu.

Dass die sechs Sonaten für Violine und Cembalo als Triosonaten bezeichnet werden, bedeutet dabei nicht, dass da ein Instrument fehlen würde. Vielmehr sind zwei Melodiestimmen in dieser Sonatenform am Werk, darunter erklingt ein Generalbass als dritte im Bunde. In diesem Fall übernimmt das Cembalo eine der beiden Melodiestimmen und den Bass.

Bach scheint diese Werke, die für ihn auch so etwas wie musikalische Versuchslabore waren, bis in seine späten Jahre am Cembalo gespielt und auf dem Papier überarbeitet zu haben. Sie lagen ihm anscheinend besonders am Herzen. Und was die Berliner Geigerin Isabelle Faust und ihr Begleiter am Cembalo, der südafrikanische Pia­nist Kristian Bezuidenhout, mit diesen Werken zelebrieren, lässt einiges von der hohen Meinung durchscheinen, die ihr Verfasser von ihnen hatte.

Faust spielt stilecht auf einem Instrument, dass sogar noch vor Bachs Geburt gebaut wurde – im Jahr 1658, Bach folgte 1685. Bezuidenhout andererseits bedient zwar „nur“ ein Cembalo von 2008, die Vorlage stammt dafür aus dem Jahr 1722, ist insofern fast ein Zeitgenosse Bachs. Und wie es sich für den historisch informierten Ansatz gehört, dem beide Musiker folgen, spielt Faust ihr Instrument ohne Vibrato.

Liest sich ein wenig spröde? Nur, wenn man fetischistisch am vollen, satten Klang hängt. Faust arbeitet mit ihrem klaren Ansatz ihre eigene Stimme deutlich heraus und diese zugleich sorgsam in das mehrstimmige Geflecht mit dem Cembalo ein. Die ruhigeren Sätze gelingen ihnen auf zurückhaltende Weise kontemplativ, die schnelleren Sätze nehmen sie dann bevorzugt tänzerisch.

Das Ganze ist elegant ohne Perückengewicht und Puder­schicht, ein ziemlich purer Bach. Einfach höchstens in dem Sinne, dass alles auf perlende Art leicht erscheint, Man ahnt, wie viel Arbeit und Disziplin hinter dem steckt. So wie bei Bach selbst.

Tim Caspar Boehme

Johann Sebastian Bach: „Sonatas For Violin & Harpsichord“; Isabelle Faust, Kristian Bezuidenhout (Harmonia Mundi)