Jan-Paul Koopmann
Popmusik und Eigensinn
: Abhassen ohne Mob

Für jede Pointe im deutschen Kabarett stirbt irgendwo ein Quäntchen der gesamtgesellschaftlichen Restvernunft einen qualvollen Tod. Nicht weil der Witz dumm wäre, das ist er meistens nicht, sondern weil er das Ressentiment organisiert: gegen Lehrer, gegen „die da oben“, Pauschalurlauber – gegen eigentlich alle, die es irgendwie geschafft haben, sich in der schlechten Welt okay einzurichten.

Schlaumeiermäßig könnte man jetzt vom antibürgerlichen Affekt des Bürgers ein bisschen erzählen, oder aber: die Nerven bewahren und das öffentlich-rechtliche Humor­elend ungesehen in der Mediathek vor sich hin schimmeln lassen. Dumm nur, dass mit Hagen und Volker dann auch Rainald von der Bildfläche verschwände. Der ist nämlich wirklich einer von den Guten. Und mit dem ist auch kein Ressentiment zu haben.

Auch da nicht, wo er richtig draufhaut. An „Thüringen“ finden Sie ja auch witzig, wie er das nicht zufällig ostdeutsche Bundesland mit Häme in Grund und Boden singt. Aber „Ossi“-Sprüche gibt es da nicht, auch die Denke nicht. Die Bösartigkeit wütet in einem Geflecht aus abgewrackter Realität und folkloristischem Anspruch: „Männer in roten Wandersocken haben hier Lieder gesungen“ ist doch schön. Das „grüne Herz Deutschlands“ ist gespalten: „Grün vor Neid aufgrund Bedeutungslosigkeit / Grün vor Hoffnung, dass es lange Zeit so bleibt“.

Schlauer als der Pöbel, aber doch das gleiche in – haha – Grün? Ist nicht so. Grebe zeigt in melancholisch schönem Ton die Ambivalenzen auf, die Restwürde im Elendigen. Malt das alles so schön, dass man heulen möchte – und reißt dann mit manischem Lachen das ganze Gemälde von der Wand. Der Spott gilt immer auch dem, der da mitlacht.

Sonntag, 18. 3., 20 Uhr, Worpswede, Music Hall