Diese kleinen Titel unter den Bildern

Wann sind Untertitel besonders gelungen und warum wird in Deutschland so wenig untertitelt? Am Samstag findet im Hamburger Metropolis-Kino ein Symposium zum Thema statt

Von Wilfried Hippen

In Deutschland werden fast alle fremdsprachlichen Filme, die in die Kinos kommen, synchronisiert, und das ist zugleich ein Segen und ein Fluch. Einerseits ist das Handwerk der Synchronsprecher nirgendwo anders auf einem so hohen Niveau wie bei uns. Anderseits geht durch die Eindeutschung auch immer ein großer Teil der Nuancen und der Atmosphäre der Originalfassungen verloren. Solch einen Schwund gibt es bei der Untertitelung nicht – dennoch hat sie, wohl auch mangels Übung, bei uns einen schlechten Ruf.

Im Fernsehen wird sogar bei Dokumentarfilmen lieber übersprochen als untertitelt, weil den Zuschauern das viele Lesen nicht zugemutet werden soll. Viel untertitelt wird hingegen bei Festivals und für DVDs. Bei letzteren ist die Wahl einer untertitelten Originalfassung inzwischen selbstverständlich.

Doch über dieses Gewerk der Filmindustrie ist noch nicht viel nachgedacht worden. Es gibt kaum Literatur und nur wenige Artikel in Fachzeitschriften über die Praxis des Untertitelns. Dies liegt auch daran, dass es eine Technik ist, die möglichst unsichtbar bleiben soll: Wenn die Untertitelung auffällt, dann wegen Fehlern in der Übersetzung oder weil sie asynchron ist. Besonders schlimm ist es, wenn bei Komödien eine Pointe zu lesen ist, bevor man sie hört.

Im Hamburger Metropolis-Kino findet an diesem Wochenende ein kleines Symposium zum Thema statt. Veranstalter ist das Untertitelforum AVÜ e. V., laut Selbstbeschreibung ein „Verein für freiberufliche und angestellte audiovisuelle ÜbersetzerInnen, die in Deutschland, Österreich, der Schweiz und anderen Ländern sowie mit vielen verschiedenen Sprachen arbeiten.“ Der Verein wurde 2011 gegründet und engagiert sich unter anderem gegen die international üblichen Dumping-Preise für Untertitel.

Am Samstag zwischen 17 und 19 Uhr wollen die beiden Hamburger Untertitlerinnen Andrea Kirchhartz und Sonja Majumber von ihrem Metier erzählen und anhand von Filmausschnitten mit dem Publikum über besonders gute, originelle und vielleicht auch misslungene Beispiele diskutieren. Sie verstehen die Untertitelung als eine Kunst, für deren Anerkennung sie sich einsetzten.

So wollen sie auch davon berichten, wie sie trotz der Beschränkungen (es kann beispielsweise nicht jedes Wort übersetzt werden, denn dann würde mehr gelesen als gesehen) versuchen, „semantische Nuancen und kulturelle Besonderheiten eines Landes“ zu vermitteln. Sie wollen versuchen deutlich zu machen, warum bestimmte Übersetzungsentscheidungen getroffen werden. Außerdem wollen die Untertitlerinnen die Unterschiede ihrer Arbeit beim Film und im Theater erklären.

Um die Wirkung von besonders gelungenen Untertiteln zu demonstrieren, haben sie zwei Filme ausgesucht, von denen einer, „Coeurs“ von Alain Resnais, im Anschluss gezeigt wird. Am Sonntag um 19 Uhr läuft der indische Spielfilm „PK“. Natürlich als OmU.