Ein Label für grüne Finanzprodukte

Geldgeber wissen oft nur wenig über Öko-Investments. Das will die EU-Kommission ändern

Die EU-Kommission will mit einer Reform der Finanzmarktregeln Öko-Investitionen fördern. „Der Wandel hin zu einer umweltfreundlicheren und nachhaltigeren Wirtschaft ist gut für die Schaffung von Arbeitsplätzen, für die Menschen und für unseren Planeten“, sagte Vize-Kommissionspräsident Frans Timmermans Ende vergangener Woche. „Heute stellen wir sicher, dass das Finanzsystem diesem Ziel dient.“ Geplant sei unter anderem die Schaffung eines EU-Kennzeichens für sogenannte grüne Finanzprodukte, damit Investoren leicht erkennen können, welche Anlageobjekte den Kriterien der Umweltfreundlichkeit oder Emissionsarmut genügen. Zudem werde geprüft, ob es für Vermögensverwalter eine Pflicht geben soll, das Kriterium der Nachhaltigkeit bei den Investitionen zu berücksichtigen.

In der Finanzbranche stießen die Ideen zunächst auf verhaltene Zustimmung. „Einheitliche Standards und Labels für grüne und nachhaltige Finanzprodukte können die Transparenz für die Investoren erhöhen“, erklärte Georg Baur vom Bundesverband Öffentlicher Banken.

Kritik gab es dagegen von verschiedenen Seiten an dem Vorschlag, Öko-Investitionen in den Bilanzen von Geldhäusern bevorzugt zu behandeln. Das würde bedeuten, dass Kapitalanforderungen für Banken gelockert werden könnten, wenn sie Kredite für nachhaltige Projekte vergeben. Die möglichen Risiken nachhaltiger Finanzierungen dürften nicht übersehen werden, warnte der deutsche Privatbankenverband BdB. „Deshalb brauchen wir zwingend empirische Analysen, bevor zum Beispiel ein ‚grüner Faktor‘ bei den Eigenkapitalvorschriften überhaupt in Erwägung gezogen wird“, erklärte BdB-Hauptgeschäftsführer Christian Ossig. Auch Vertreter der Bundesbank, die niederländische Zentralbank und konservative Parlamentarier übten Kritik an dem Vorschlag einer bevorzugte Risikobehandlung für bestimmte Anlageprodukte.

Der Grünen-Abgeordnete im EU-Parlament, Sven Giegold, erklärte, man dürfe sich „die zukunftsweisende Initiative nicht von konservativen Skeptikern kaputt machen lassen“. Allerdings dürfen Eigenkapitalvorschriften für grüne Investitionen von Banken und Versicherungen nur erleichtert werden, wenn sich deren geringeres Risiko tatsächlich nachweisen lässt. Der Grünen-Politiker machte zudem deutlich: „Ein nachhaltiges Finanzsystem kann als Rahmen­ordnung die richtigen Anreize setzen, ist aber keine Alternative zu grünen Zukunftsinvestitionen und entschiedener Umweltgesetzgebung. Finanzmärkte können nur finanzieren, was sich rechnet.“

Der Vorstoß der EU-Kommission soll das EU-Ziel unterstützen, den Treibhausgasausstoß bis 2030 um 40 Prozent im Vergleich zu 1990 zu kürzen. Allerdings gab es auch Kritik von einer eigens von der Kommission eingesetzten Expertengruppe. Sie hatte im Januar vor einer grünen Investitionsblase gewarnt. (rtr, dpa)