das portrait
: Wie Florian Hambüchenseine Karriere danach plant

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Er hält ein Mikrofon in der Hand und hat eine Presseakkreditierung um den Hals baumeln. Fabian Hambüchen ist also Journalist. Der Turn-Olympiasieger ist der Neue bei Eurosport, und als er Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier im Interview hatte, da spürte er ganz deutlich: „Der ist auch nur ein Mensch wie IOC-Präsident Thomas Bach.“

Mit Bach, der wie er auch nicht allzu groß gewachsen ist, konnte Hambüchen auf Augenhöhe sprechen: Zwei Randsport-Olympiasieger, die möglichst wichtig aussehen wollen. Bei Eurosport ist man stolz auf den 30-jährigen Neuzugang. Der hatte zwar vor den Spielen von Pyeong­chang bekannt, mit Wintersport nichts am Hut zu haben – „Ich kann noch nicht mal Ski fahren“ – aber, sagte sich Eurosport, daraus kann man ja was machen: eine Mischung aus „Schlag den Raab“ (wo er gegen den Comedian Bülent Ceylan schon mal gewonnen hat) und „Dschungelcamp“ – mit einer Prise „RTL Exklusiv“.

Also musste der kräftig gebaute Turner ein Interview mit Pita Taufatofua, dem Fahnenträger von Tonga, mit freiem Oberkörper führen – so wie der Skilangläufer auch. Also musste der Olympiasieger sich in für ihn extra kreierte „Hambüchen Challenges“ begeben: Eishockeytraining, obwohl er sich kaum auf Kufen halten kann; als Nichtskifahrer für einen Riesenslalom den steilen Hang hinabfahren; als Skeletoni mit dem Kopf zuerst den Eiskanal runterbrettern. Und also musste der arme Hambüchen sogar noch Thomas Bach interviewen. Das war eine Journalismuspremiere, die jeden große Überwindungskraft gekostet hätte.

Eurosport, der Spartensender, der gerne groß rauskäme, weiß Hambüchen geschickt einzusetzen: Gerade weil der von Ski- oder Bobfahren, von Eisschnell- oder -kunstlauf nichts versteht, aber dennoch Olympiasieger ist, kann er großen Sport als Kindergeburtstag verkaufen.

Und für Hambüchen ist das auch gut: Er muss nicht mehr bei „Ewige Helden“ auftreten, sondern hat jetzt was eigenes – „jeden Tag meine eigene Show“. Hambüchen gehört zu den Ex-Weltklassesportlern, die gern im Rampenlicht standen und nach der Kar­riere in ein Loch zu fallen drohen. Eine Art Franziska-van-Almsick-, ­Matthias-Steiner- oder Mario-Basler-Syndrom. Sollte seine Reporterkarriere zu Ende gehen, kann sich Hambüchen ja bei Thomas Bach erkundigen, wie der das Postkar­riereloch gestopft hat. ­

Martin Krauß