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staralbumDer Vielseitige

„Hätte ich von vornherein gewusst, worum es geht, hätte ich wohl abgelehnt“, sagt Tómas Lemarquis, der bei der Berlinale-Pressekonferenz etwas schüchtern wirkt, als er über den Film „Touch Me Not“ spricht. Einen Film, in dem Schauspieler Tómas Lemarquis einen Mann namens Tómas spielt, womöglich sich selbst. Und der alles andere als ein gewöhnlicher Film ist.

Denn in „Touch Me Not“ geht es um Beziehungen, Intimität, Liebe, Sex, und dabei verschwimmen oft die Grenzen zwischen filmischer Erzählung und Wirklichkeit. „Auch wir wussten oft nicht, was Fiktion und Realität ist“, berichtet Lemarquis. Der Tómas, den man im Film sieht, hat ein Problem mit Nähe. Das will er überwinden – im Körperbewusstseinsseminar und im SM-Club. „Mich mit meinen Schattenseiten auseinanderzusetzen war nicht gerade ein Sonntagsspaziergang. Aber ich bin dankbar für diese Erfahrung.“

Lemarquis, 40, Isländer mit französischem Vater und einer der wenigen Profischauspieler in dem Film von Adina Pintilie, hat ein charakteristisches Gesicht mit markanten blauen Augen und eine Glatze. Mit 13 fielen ihm die Haare aus inklusive Augenbrauen und Wimpern. Was ihn in den Augen der anderen zum Sonderling machte und ihm gleichzeitig seine erste Hauptrolle einbrachte: die eines Albinos – auch wenn er keiner ist.

Zunächst kommt Lemarquis ziemlich nahbar rüber, wie er da auf dem Podium sitzt und von seiner doch sehr speziellen Rolle erzählt – irgendwann aber knipst er sein Schauspielerlächeln an und wirkt plötzlich ziemlich abgebrüht. Schade – dieses Posen hätte er nicht nötig. Wohin Lemarquis will, scheint noch etwas unklar. Gespielt hat er in „Blade Runner 2049“, in „X-Men: Apocalypse“, im „Tatort“ sowie in dem Stefan-Zweig-Film „Vor der Morgenröte“. Und gelebt hat er in Reykjavík, ­Paris, Berlin – wo er Schamanismus lernte – und nun in L. A. Er würde gern mal selbst Regie führen, sagt er.

Ob er dann einen so kontroversen Film wie Adina Pintilie drehen wird? Bei der Pressevorführung von „Touch Me Not“ jedenfalls verlassen viele angewidert den Saal: zu viel Sex, teils bezahlter Sex, zu viel schlaffe Haut, normale, wenig ästhetische Menschen im SM-Club. Vielleicht also doch: zu viel Rea­lität. Lea Wagner

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