Lars Penning
Filme aus dem Archiv –
frisch gesichtet
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Nach allerlei mäßigen Sequels hat das Pixar-Studio mit „Coco“ im vergangenen Jahr wieder einmal einen Originalstoff in die Kinos gebracht, der jetzt auch für den Oscar als bester Animationsfilm nominiert ist. Inspiriert vom mexikanischen „Dia de muertos“, einem den verstorbenen Familienmitgliedern gewidmeten Feiertag, erzählt der Film vom 12-jährigen Musik-Aficionado Miguel, den es vorübergehend in ein fideles Jenseits verschlägt. Dort türmt sich Schicht für Schicht eine attraktiv designte Stadt der Toten auf, deren „Leben“ sich gar nicht sonderlich von dem auf der anderen Seite unterscheidet. Der Tonfall von „Coco“ erscheint ernster, als man es sonst von Pixar-Filmen gewohnt ist, was aber mehr an der Dramatisierung des Themas Erinnern liegt, als an der Darstellung des Totenreichs. Die Skelette hätten sie so sympathisch wie möglich designt, hat mir der Regisseur Lee Unkrich im Interview erläutert: „Das sind einfach Leute, die zufällig Skelette sind. Ich wollte, dass sie eine Seele haben. Deshalb haben wir ihnen auch Augen gegeben, was ja eigentlich sehr seltsam ist“ (22. 2.–28. 2., jeweils 16. 30 Uhr, B-Ware! Ladenkino, Gärtnerstraße 19).

Eine gänzlich andere Art von Kino hatte der deutsche Regisseur Phil Jutzi mit seinem Stummfilm „Mutter Krausens Fahrt ins Glück“ (1929) im Sinn: Zwischen realistischer Schilderung des Arbeiter- und Ganovenmilieus im Wedding und kommunistischer Agitation bewegt sich die Geschichte um die Zeitungsfrau Mutter Krause, ihren arbeitslosen Sohn Paul und die Tochter Erna, die mächtig in Schwierigkeiten kommen, als Paul das bei den Abonnenten kassierte Zeitungsgeld in der Kneipe versäuft. Produziert wurde der Film seinerzeit von der Prometheus Film-Verleih und Vertriebs GmbH, die 1926 von Willi Münzenberg gegründet worden war, dem führenden Propagandisten der KPD. Entsprechend erkennt der Film lediglich einen sinnvollen Ausweg für Erna, die sich am Ende auf einer Arbeiterdemonstration wiederfindet. In einer kleinen Montagesequenz zeigt Jutzi nur ihre Beine: Nachdem Erna zunächst noch in kleinen Trippelschritten mitläuft, sieht man sie schließlich im Gleichschritt für bessere Lebensbedingungen marschieren (24. 2., 24 Uhr, Babylon Mitte, Rosa-Luxemburg-Straße 30).

Bekannt ist der Fotograf, Autor und Filmemacher Matto Barfuss für seine Aufnahmen von Geparden, um die es auch in der Dokumentation „Maleika“ geht: Hier erzählt er aus dem gefahrvollen Leben einer Gepardin und ihrer sechs Jungen, von denen nicht alle das Erwachsenenalter erreichen werden. Die Bilder sind spektakulär, der Kommentar ist allerdings reichlich pathetisch (24. 2.–25. 2., jeweils 16 Uhr, Acud, Veteranenstraße 21).