Thomas Mauch
hört auf den Sound der Stadt
:

Einfach so mitten auf der Straße herumzustehen, ist nicht unbedingt empfehlenswert. Weil man da schnell mal umgefahren werden kann.

Musikalisch ist dieser Ort allerdings durchaus ein Tummelplatz, auf dem so mancher sich einfindet, um damit wiederum ganz vielen einen Gefallen zu tun, die es beim Hören am liebsten middle of the road haben. Abgekürzt MOR. Das kann Easy Listening sein, Smooth Jazz oder Soft Rock. Jedenfalls eine Musik, die bestimmt nicht wehtun will. Man muss für sich entscheiden, ob das nun eine Empfehlung ist oder doch eher so ein Schrecken, dass man lieber gleich runter von dieser Straße sich auf den Bürgersteig retten will, um da wieder Sicherheit in seinen eigenen Gewissheiten zu finden.

Oder man überprüft die mal wieder. Ziemlich bewusst mit dem MOR-Etikett ins Rennen gehen Montero und mit dem Wort vom Soft Rock, was bei der Band des Comic-Art-Künstlers Ben Montero ein leicht augenzwinkerndes Format ist, in dem man halt schönsten Schlaghosen-Pop im hingeschummelten Siebziger-Vintage-Look verstauen kann. Etwas Pomp muss da schon dabei sein für den rechten Spaß. Im Badehaus kann man am Freitag schauen, ob die Band dazu auch die passenden Plateauschuhe trägt (Revaler Str. 99, 20.30 Uhr, 13 €).

Irgendwelcher MOR-Aktivitäten völlig unverdächtig ist gleichfalls am Freitag die Showcase, die man im Tschechischen Zentrum bei der „Hör dich glücklich“-Reihe dem im Prag beheimateten Kassetten-Label Genot Centre eingerichtet hat. Zu hören gibt es allerlei Experimente mit einer Ambient-Collagen-Musik (Wilhelmstr. 44, 19 Uhr, Eintritt frei).

Zwischendurch könnte man auch mal nachschauen gehen, ob im Zusammenhang mit der wachsenden Neo-Klassik-Begeisterung eigentlich auch „Tubular Bells“ von Mike Oldfield wieder vermehrt nachgefragt wird. Geschickt mit Gefälligkeit zu spielen weiß auch Poppy Ackroyd, die britische Geigerin und Pianistin, die schon will, dass ihr Neo-Klassik-Minimalismus sich hübsch macht beim Hören. Am Dienstag im Roten Salon (Rosa-Luxemburg-Platz, 20 Uhr, 16 €).

Am Mittwoch beim Kiezsalon in der Musikbrauerei steht man einerseits mit dem Disco-Melancholiker Dent May wieder mitten auf der Straße, wo einem auch die Beach Boys über den Weg laufen. Und andererseits – weil man hier auf ein Publikum setzt, das musikalisch was aushält – gibt es noch den belgischen Klangbildhauer Koenraad Ecker mit dunkel schattiertem, durchaus zudringlich werden könnendem Ambient zu hören. Was dann nichts zum fröhlichen Mitpfeifen ist (Greifswalder Str. 23a, 21 Uhr, 10 €).