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Kryptonit entdeckt

Venezuela verkauft nach vielen Ankündigungen seine Digitalwährung Petro. Der Präsident schwärmt und will es mit Superman aufnehmen. Die Probleme bleiben

Das finanziell und wirtschaftlich schwer angeschlagene Venezuela hat als erstes Land eine staatseigene Kryptowährung, den sogenannten Petro, aus der Taufe gehoben. „Heute wird eine Kryptowährung ins Leben gerufen, die es mit Superman aufnehmen kann“, sagte Venezuelas Präsident Nicolas Maduro und spielte damit auf den Comic-Helden aus den USA an, aus denen die Weltleitwährung Dollar kommt – und für den das fiktive Mineral „Grünes Kryptonit“ die einzige potenziell tödliche Substanz ist. Am Dienstag, dem ersten Tag des Vorverkaufs, seien auf den neuen Petro Vorbestellungen mit einem Volumen von 735 Millionen US-Dollar eingegangen, sagte Maduro.

Die Regierung will mit der neuen Währung gegen die schwere Wirtschaftskrise des Landes ankämpfen. Unter anderem machen Wirtschaftssanktionen der USA dem südamerikanischen Land mit seiner linksgerichteten Regierung schwer zu schaffen.

Für die von der Opposition beherrschte Nationalversammlung ist der Petro allerdings keine Kryptowährung, sondern eine Maßnahme der Regierung, um sich zu verschulden. Bereits im Januar erklärte die Mehrheit der Abgeordneten die Ausgabe des Petro für „nicht gültig“.

Maduro sagte im Staatsfernsehen, dass wichtige Staatsunternehmen, darunter der Ölkonzern Petroleos de Venezuela (PDVSA), einen nicht näher genannten Teil ihrer Käufe und Verkäufe in der Kryptowährung Petro abwickeln müssen. Nach Angaben des Regierungschefs können inländische Fluggesellschaften ihren Treibstoff in Petro bezahlen. Außerdem kann die Kryptowährung bei Konsulardiensten und Tourismusdienstleistungen verwendet werden.

Die neue Währung wird mit den riesigen Erdölreserven des Landes abgesichert. Zu Beginn werden fünf Milliarden Barrel Öl (je 159 Liter) als Sicherheit für den Petro ausgewiesen. Venezuela ist das erdölreichste Land der Welt und verfügt nach eigenen Angaben über Reserven von 267 Milliarden Barrel.

Seit Langem leidet Venezuela unter einer schweren Wirtschaftskrise mit einer galoppierenden Inflation, die zu den höchsten der Welt zählt. Zuletzt gab es Berichte über Mängel an Lebensmitteln, Medikamenten und Dingen des täglichen Bedarfs. (dpa,rtr, taz)

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