das portrait
: Havard Lorentzen gegen die Dominanz vom Deich

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Norwegen ist die dominierende Nation bei diesen Spielen. Es führt im Medaillenspiegel, auch der Eisschnellläufer Havard Lorentzen leistete gestern seinen Beitrag. Der 25-Jährige siegte hauchdünn im 500-Meter-Sprint vor dem Südkoreaner Cha Min-kyu und dem Chinesen Gao Tingyu. Lorentzen hatte im Ziel nur die Winzigkeit von einer Hundertstelsekunde Vorsprung auf den Lokalmatador Cha.

Als das letzte Paar durchs Ziel war, schnappte sich Lo­rentzen eine Fahne, reckte sie mit beiden Händen in die Höhe und schüttelte ungläubig den Kopf. Völlig überraschend kommt sein Sieg freilich nicht. Obgleich er bei den Winterspielen von Sotschi über die gleiche Strecke nur auf Platz 32 landete, war der Athlet, der in Bergen Wirtschaft und Mathematik studiert, doch einer der Mitfavoriten. Lorentzen hatte die Sprint-Weltcuprennen in Erfurt gewonnen und auch die Wettbewerbe in Stavanger und Heerenveen.

Lorentzen, 1,87 Meter groß und 86 Kilo schwer, stellte auch einen olympischen Rekord auf. Seine Siegerzeit von 34,41 Sekunden war um Nuancen besser als jene des US-Amerikaners Casey Fitzrandolph (34,45 Sekunden), die er bei den Winterspielen 2002 in Salt Lake City gelaufen war. Lorentzen ist nun der erste Norweger, der nach dem Erfolg von Magne Thomassen im Jahr 1968 eine olympische Medaille über 500 Meter gewinnt. Er hatte eine ähnlich gute Form wie Landsmann Sverre Lunde Pedersen, der Dritter über 5.000 Meter geworden war.

Und was war an diesem Tag mit den Holländern los, die ja in Sotschi noch den kompletten Medaillensatz über 500 Meter abgeräumt hatten? Sie liefen verblüffenderweise hinterher. Weder Kaj Verbij (9.) noch Jan Smeekens (10.) oder Ronald Mulder (7.) schafften es auch nur in die Nähe des Podiums. Nachdem die Holländer auch im 500-Meter-Sprint der Frauen leer ausgegangen und Langstreckler Sven Kramer böse über die 10.000 Meter eingegangen war, wird es wohl nichts mehr damit, das Rekordergebnis von Sotschi (23 Medaillen) in Pyeongchang noch zu überbieten.

Aktuell haben die Oranjes elf Medaillen. Wohl zu wenig für die Ansprüche an die Schaatser, also die Schlittschuhläufer im Nachbarland. Nico Ihle, die deutsche Sprinthoffnung, wurde übrigens Achter, immerhin landete er vor zwei Holländern. Das darf als Erfolg gelten. Markus Völker