„Lucie“ gibt es nicht für umme

Während Bremen zwar die Kosten für die Entsiegelung des Lucie-Flechtmann-Platzes übernimmt, müssen künftig alle laufenden Kosten aus Spenden finanziert werden – das sind immerhin etwa 500 Euro pro Monat

Von Teresa Wolny

Der resoluten Bremer „Fisch-Lucie“, Namensgeberin für den Lucie-Flechtmann-Platz in der Neustadt, hätte es sicher gefallen: Das lang ersehnte Abreißen des Pflasters auf dem Platz, auch Entsiegelung genannt, rückt in greifbare Nähe. Bezahlt wird diese Umwandlung von der Stadt, allerdings: Alles was danach an laufenden Kosten entsteht, muss vom Verein „KulturPflanzen“ selbst gestemmt werden.

Der Verein engagiert sich bereits seit 2013 für eine gemeinschaftliche Nutzung des Platzes mit Schwerpunkt auf Urban Gardening. Zwar werden sich die Arbeiten wegen des Frostes wohl noch um zwei Wochen verzögern, im März aber soll die Umgestaltung in einen richtigen Garten, die auch die Legung von Strom- und Wasserleitungen mit einschließt, beginnen. Im April soll der Platz dann endlich steinfrei sein.

KulturPflanzen, der ausschließlich aus ehrenamtlichen Mitgliedern besteht, ist nun allerdings auf Spenden angewiesen, um etwa Wasserkosten oder die Müllentsorgung bezahlen zu können. Insgesamt belaufen sich die monatlichen Ausgaben auf etwa 500 Euro, sagt Vereinsmitglied Uta Bohls. Das ist viel Geld für einen Verein, der sich nicht gewinnorientiert für Urban Gardening und gute Nachbarschaftsbeziehungen stark macht.

Laut Bohls musste der Verein in puncto Geld in den sauren Apfel beißen. Die zuständige Orts­amtsleiterin Annemarie Czichon betont, dass trotz breiter Unterstützung vom Beirat aus keine Finanzierung möglich sei. „Die globalen Mittel sind für laufende Kosten ausgeschlossen, selbst wenn der Beirat das wollen würde“, sagt sie.

Für Rainer Imholze vom Ressort Umwelt, Bau und Verkehr „gibt es bei jedem Projekt Probleme“, man habe aber bereits sehr viel für die „Lucie“ herausholen können und er sei zuversichtlich, dass man eventuell auftretende Schwierigkeiten gemeinschaftlich lösen werde. Imholze spricht von einem „supergeilen Kompromiss“ und ist begeistert sowohl von dem Projekt als auch von dem Prozess, an dessen Ende jetzt eine Nutzungsvereinbarung steht. Denn der Platz bleibt öffentlich.

Der Lucie-Flechtmann-Platz ist 2003 als Ersatz für den Grünenkamp entstanden. Letzterer war eine große Freifläche und befand sich bis zu seinem Kauf und seiner Bebauung durch die Becks-Brauerei an der Kreuzung von Langemarck- und Westerstraße. Er beherbergte außer einem Markt zeitweise auch den Bremer Freimarkt oder den Zirkus Roncalli, der seitdem seine Zelte nicht mehr in der Neustadt, sondern auf der Bürgerweide aufschlagen muss.