Jan-Paul Koopmann
Popmusik und Eigensinn
: Zu funny für den Fun

Über die Terrorgruppe hat mal jemand gesagt, sie würden keinen Deutschpunk machen, sondern Punk auf Deutsch. Das ist ein schöner Gedanke, auch wenn er sich auf Anhieb nicht recht erschließt. Und eigentlich auch auf den zweiten Blick nicht, weil die Terrorgruppe heute ja nun doch zu dem bekanntesten gehören, was unter dem Label Deutschpunk zu haben ist. Aber schön ist der Gedanke doch, weil er dieses Volldazugehören so zauberhaft verbindet mit dem Anderssein.

Also: Punk, deutsche Texte, politisch irgendwie links und lustig. Und auch wenn sie das schon lange nicht mehr hören können, bekommt man die Band doch am ehesten über ihr symbiotisches Verhältnis mit den Ärzten zu fassen. Mit denen hat sich die Terrorgruppe Bühnen und Bravo-Seiten geteilt. Für die Terrorgruppe war das Mitein­ander ein Bekanntheitsschub, für die Ärzte eine Art Versicherung darüber, mit Punk noch irgendwas zu tun zu haben. „Rockgiganten vs. Strassenköter“ hieß die gemeinsame Split-EP von 1996, und auch wenn sie musikalisch zurecht vergessen ist, hat der Titel die Sache doch auf den Punkt gebracht. Richtig erholt hat sich die Terrorgruppe in den folgenden 20 Jahren nicht von diesem Miteinander, auch über Trennung und Reunion hinweg nicht.

Musikalisch ist der Terrorgruppe das Kunststück gelungen, für Funpunk zu sperrig zu sein. Wie die Parodie auf die Parodie hat man die Klischees vor sich hergetragen, statt sie wirklich auszufüllen. Und das ist dann auf eine sehr komische Art auch schon wieder lustig. Die Terrorgruppen-Dokumentation „Sündige Säuglinge hinter Klostermauern – zur Lust verdammt“ von Nanny Karius zeigt Versuche von Bandstudent Johnny Bottrop, ironische Kommentare über sein Tun zu machen. Und das wirkt so dermaßen gewollt, dass es gleich noch eine Ebene Distanz oben drauf klatscht: Witze übers Witzemachen. Und das ist etwas, was der verkrampften Witzigkeit des Funpunk ansonsten völlig abgeht.

Grundsympathisch ist es jedenfalls und es funktioniert in der Doku wie auf der Bühne – wie auch in den zahllosen Talkshows, durch die die Band in den 90ern getingelt ist. Und da ist man ja auch richtig angeeckt, weil man nicht nur die erwarteten Späßchen gemacht, sondern nebenher auch noch – nicht, nicht ernst, sondern eben richtig lustig war.

Terrorgruppe spielen Samstag, 17. 2., um 19 Uhr im Tower