Obdachlose darf bleiben

Stadt Hannover will Bettler weiter in der Innenstadt dulden

Von Andrea Scharpen

Sie darf bleiben. Die obdachlose Frau, die sich in dieser Woche an die taz gewandt hat, muss nicht aus der hannoverschen Innenstadt verschwinden. Die Frau hatte berichtet, dass ein Mitarbeiter der Stadt ihr angekündigt hatte, dass sie nach Ablauf von vier Wochen weder im Innenstadtbereich schlafen noch betteln dürfe. „Dann komme jemand, der uns alle wegjagt“, habe ihr der Mitarbeiter gesagt. Ein Stadtsprecher versicherte nun, dass die betroffene Obdachlose „mit ihrer Art des Bettelns keinesfalls einem Verbot unterliegen“ würde.

Die Frau sitzt immer still am selben Ort. Sie ist bekannt. Passanten erkundigen sich, wie es ihr bei dem kalten Wetter geht oder stecken ihr ein paar Münzen zu. Der Mitarbeiter der Stadt sei vor rund vier Wochen da gewesen, sagt sie.

„Die Mitarbeiter der Servicegruppe versichern, dass es keine Äußerungen dieser Art gegeben hätte“, sagt hingegen der Stadtsprecher. Insgesamt sei da viel Platz für Missverständnisse. Die Mitarbeiter hätten lediglich auf die neuen Regelungen hingewiesen.

Denn die Stadt Hannover will künftig gegen sogenanntes aggressives Betteln konsequenter vorgehen – etwa wenn sich Bettelnde Passanten in den Weg stellen. In dem neuen Konzept steht jedoch auch, dass das stille, unaufdringliche Betteln grundsätzlich keine Störung der öffentlichen Sicherheit und Ordnung darstelle und toleriert werden soll. Umso erstaunlicher war die Schilderung der obdachlosen Frau, die dem widerspricht.

Auf die Frage, ob Menschen, die nur ihren Münzbecher vor den Füßen stehen haben, aus der Stadt raus müssen, betonte der Stadtsprecher noch einmal: „Nein, müssen sie nicht!“ Die Stadt werde den Vorfall aber zum Anlass nehmen, „alle Mitarbeitenden der Servicegruppe Innenstadt und die des künftigen Ordnungsdienstes noch einmal zu sensibilisieren“.