Beate Schederschaut sich in Berlins Galerien um
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Wer sich vor dem Besuch der Ausstellung „Planted“ von Nona Garcia in der Arndt Art Agency Bilder der Arbeiten angesehen hat, könnte meinen, dort erwarteten einen dreidimensio­nale Objekte. Pistolen und Gewehre, genauer gesagt. In Wirklichkeit handelt es sich bei den meisten Motiven der fotorealistischen Gemälde mit Trompe-l’oeil-Effekt der Künstlerin jedoch noch nicht einmal tatsächlich um Waffen. Garcia hat vielmehr hölzerne, waffenähnliche Objekte auf Leinwand oder Holzfurnier gemalt. Eine Ausnahme bildet das Diptychon „See Saw“ (2000), bestehend aus dem Gemälde einer tuchumhüllten Kettensäge und deren Röntgenbild. Garcia – so scheint es – will mit ihrem Publikum Verstecken spielen (bis 9. 3., Mo.–Fr. 10–18 Uhr, Fasanenstr. 28).

Die Gewalt, die bei Garcia nur angedeutet wird, findet ihre handfeste Entsprechung im Schinkel Pavillon. Dort präsentiert Jordon Wolfson unter anderem „Real Violence“, einen Virtual-Reality-Film, mit dem der Künstler auf der Whitney-Biennale 2017 wegen der zur Schau gestellten Brutalität eine Kontroverse auslöste. Wer es aushält, kann zusehen, wie ein Mann einen anderen zu Tode prügelt – musikalisch unterlegt von Chanukka-Gesängen. Eine albtraumhafte Aneinanderreihung von alltäglichen und medialen Grausamkeiten wie Banalitäten unserer Zeit ist auch das Video „River Boat“. Wolfsons Alter Ego, die narzissistische, misogyne Adaption eines Huckleberry Finn, stolpert durch eine surreale Szenerie, bevölkert von ranzigen Punkratten, sprechenden Pferden, unterbrochen von YouTube-Clips – auch die Vorlage zu „Real Violence“ ist kurz zu sehen. Wolfson beschreibt seine Kunst als eine Reaktion auf die Welt, die uns umgibt, belässt es aber leider dabei, die Abgründe zu ästhetisieren (bis 1. 4., Do.–So. 12–18 Uhr, Oberwallstr. 1).

Ein probates Gegenmittel zu Wolfsons testosterongeladenen High-Tech-Gewaltfantasien ist ein Besuch der Ausstellung von Ellen Cantor bei Isabella Bortolozzi. „My Perversion is the Belief in True Love“ war schon der Titel, den Cantor selbst der einzigen Überblicksausstellung ihrer Videoarbeiten gab, die zu Lebzeiten der 2013 verstorbenen Künstlerin stattfand. Videos sind in der gleichnamigen Schau, die aktuell in der Galerie läuft, bedauerlicherweise keine zu sehen, dafür Zeichnungen, Objekte, Collagen. Wie in ihren Filmen dechiffriert Cantor darin stereotype Weiblichkeitsbilder, indem sie naiv-heitere Vorstellungen von Romantik und heteronormativen Paarbeziehungen mit von Gewalt geprägten pornografischen Darstellungen verwebt (bis 24. 3., Di.–Sa. 12–18 Uhr, Schöneberger Ufer 61).