Österreich löst Germania auf

Das Liederbuch der Burschenschaft verherrlichte den Holocaust

Die Burschenschaft Germania zu Wiener Neustadt soll nach dem Skandal um ein antisemitisches Liederbuch aufgelöst werden. Das habe er mit Innenminister Herbert Kickl (FPÖ) vereinbart, erklärte Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP) am Mittwoch vor dem Ministerrat. Die Staatsanwaltschaft ermittelt gegen die schlagende Schülerverbindung wegen Verstoßes gegen das NS-Verbotsgesetz. In der vergangenen Woche war ein Liederbuch der Burschenschaft aufgetaucht, in dem der Holocaust verherrlicht wird. Udo Landbauer, FPÖ-Spitzenkandidat bei den niederösterreichischen Landtagswahlen am Wochenende, war bis vor Kurzem stellvertretender Vorsitzender der Germania. Er wird den seiner Partei zustehenden Sitz in der Landesregierung wohl nicht einnehmen. Für einen Parteiausschluss sieht Vizekanzler und FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache aber derzeit keine Veranlassung: Landbauer habe glaubhaft versichert, die Liedertexte nicht gekannt zu haben. Jenen, die sich etwas zuschulden kommen ließen, drohten aber „strafrechtliche und moralische Konsequenzen“. Strache hatte zuletzt versichert, dass die Burschenschaften nichts mit der FPÖ zu tun hätten. Allerdings sind die meisten seiner Minister und 18 von 51 Nationalratsabgeordneten seiner Partei Mitglieder einer solchen – Strache eingeschlossen.

Ralf Leonhard, Wien