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das portraitWeltenbummler Rainer Zobel ist zurück in Lüneburg

Foto: dpa

Geplant war das ganz anders – wie so oft in den vergangenen 36 Jahren. Beim Braunschweiger Kreisligisten FC Wenden wollte Weltenbummler Rainer Zobel seine Karriere als Fußballlehrer ausklingen lassen. Der 69 Jahre alte gebürtige Wrestedter scheuchte dort auch Sohn Max über den Platz. Flugs stellte sich der Erfolg ein: Unter dem ehemaligen Bundesliga-Profi, der mit Bayern München in den siebziger Jahren dreimal den Europapokal der Landesmeister gewann, holte Wenden in 13 Spielen zwölf Siege, nur eine Partie ging verloren. Spitzenreiter!

Doch die Zusammenarbeit endete jäh vor Weihnachten. Zobel, der Vater des Erfolges, verließ den FC, weil ihn eine andere Aufgabe so sehr reizte. Der abstiegsbedrohte Regionalligist Lüneburger SK Hansa hatte ihn um Hilfe gebeten. Da beim LSK Tainer Achim Otte aus gesundheitlichen Gründen zurückgetreten war, suchte der Klub händeringend nach einem Nachfolger. „Das hat mich eine schlaflose Woche gekostet“, sagt Zobel. „Erst auf Druck meines Sohnes habe ich den Wechsel vollzogen. Der LSK war in einer Not. Ich hätte es nicht gemacht, wenn der Trainer dort entlassen worden wäre.“

Angefangen hat Zobel 1982 beim SV Teutonia in Uelzen,1985 ging es zum LSK – es schließt sich also ein Kreis. Und der hat einen immensen Radius: Er kann 16 Stationen in sieben Ländern vorweisen. Skurrille Geschichten inklusive: Als er in Südafrika die Moroka Swallows trainierte, kamen einmal vor einer Partie Betreuer des gegnerischen Teams zu seiner Trainerbank und warfen Hähnchenbeine darunter. Aberglaube! Und während seiner Zeit beim ägyptischen Verein Al Ahly Kairo verschwand kurz vor einer Begegnung in der afrikanischen Champions League der Masseur samt Ballsack. Die Polizei hatte ihn mit dem Vereinspräsidenten verwechselt und kurzerhand verhaftet.

Al Ahly Kairo – bei dem Vereinsnamen gerät Zobel ins Schwärmen. Die schönste Zeit sei das gewesen. Nirgends war er auch so erfolgreich wie dort. Von 1997 bis 2000 gewann er dreimal die Meisterschaft. Er stieg auf in den Rang eines Volkshelden – und das nachhaltig. „Ich war vor einiger Zeit im Urlaub in Kairo, ich werde noch immer überall erkannt“, sagt Zobel.

In Ägypten war er auch letztmals im Ausland als Coach tätig. Von 2013 bis 2015 trainierte er den Erstligisten El Gouna. Danach sollte es beim FC Wenden eigentlich geruhsam werden. Doch das ist einfach nicht seine Sache: „Wenn ich als Trainer aufhören würde, würde mir die Verantwortung fehlen – und da ich nur Fußball kann, bleibe ich beim Fußball“, sagt Zobel. „Wenn ich nur noch für Rasen und Rosen Verantwortung hätte, dann hört man auf zu denken. Dann wird man alt.“ Lieber also die nächste Mission: Den LSK vor dem Abstieg retten. Christian Görtzen

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