Viele Tote bei US-Angriff

„Aus Selbstverteidigung“ greifen die USA in Syrien Assad-treue Truppen an

Bei einem Angriff der US-Armee auf regierungstreue Truppen in Syrien sind Dutzende Kämpfer ums Leben gekommen. Das US-Militär schätzte die Zahl der Toten im Osten Syriens auf mehr als 100, berichtete der Sender CNN am Donnerstag. Die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte meldete mindestens 45 getötete Regierungskräfte. Die Anti-IS-Koalition griff nach eigenen Angaben mit Verbündeten aus der Luft und mit Artillerie an.

Die USA gehören zwar zu den Gegnern von Syriens Machthaber Baschar al-Assad, vertreten aber eigentlich die Linie, sich aus dem Bürgerkrieg herauszuhalten. An der Spitze der internationalen Koalition bekämpfen sie nur die Terrormiliz „Islamischer Staat“ (IS).

Schon im vergangenen Jahr hatten sie jedoch Regierungskräfte angegriffen. Im April bombardierten sie nach einem verheerenden Giftgasangriff auf die von Rebellen kontrollierte Stadt Chan Scheichun einen syrischen Militärflughafen. Im Mai starben bei einem Angriff auf Syriens Armee und Verbündete im Süden des Landes mindestens acht Menschen. Das Pentagon sprach damals von Selbstverteidigung.

Als solche stellte das Anti-IS-Bündnis auch den Angriff am Mittwoch dar. Die Regierungsanhänger hätten im Euphrattal das Gebiet um ein Quartier der Syrischen Demokratischen Kräfte (SDF) mit Panzer und Artillerie angegriffen. Dort hätten sich auch Soldaten des Anti-IS-Bündnisses aufgehalten.

Die SDF, von Kurden angeführt, sind eng mit Washington verbündet und bekämpfen mit Unterstützung der Koalition den IS. Das Gebiet um die frühere Extremistenhochburg Dair as-Saur nahe der Grenze zum Irak ist strategisch wichtig. Hier stehen sich SDF und Regierung gegenüber. Zudem liegen im Euphrattal wichtige Ölvorräte des durch den Bürgerkrieg schwer geschädigten Landes.

Die staatliche syrische Nachrichtenagentur Sana bestätigte den Angriff. Aus syrischen Militärkreisen hieß es, mehr als 150 regierungstreue Kämpfer seien getötet oder verletzt worden. Unter den Toten seien auch afghanische Kämpfer gewesen.

Russische Soldaten, die die Assad-Truppen unterstützen, wurden nicht angegriffen. Die Anti-IS-Koalition erklärte, sie habe mit ihrem russischen Gegenüber vor, während und nach dem abgewehrten Pro-Regime-Angriff in Kontakt gestanden.

(dpa)