Rosneft wird größter Ölkonzern der Welt

PUTIN In Moskau entsteht ein neuer Energieriese: Der Staatskonzern Rosneft kauft den Konkurrenten TNK-BP. Nach der Gasbranche bringt der Kreml damit ein weiteres Geschäftsfeld unter seine Kontrolle

MOSKAU afp/dpa/taz | Die russische Regierung weitet ihre Macht im Energiesektor aus: Für mehr als 45 Milliarden Dollar (knapp 34,5 Milliarden Euro) und Aktien kauft der staatliche Ölriese Rosneft dem britischen Mineralölkonzern BP und vier russischen Milliardären ihre Anteile am Gemeinschaftsunternehmen TNK-BP ab. Russlands Präsident Wladimir Putin sprach von einem „sehr guten“ Geschäft für den Energiesektor und die Wirtschaft.

BP teilte am Montag in London mit, es verkaufe seinen 50-Prozent-Anteil an TNK-BP für 17,1 Milliarden Dollar (13,1 Milliarden Euro) an Rosneft. Der steigt damit zum größten börsennotierten Ölproduzenten weltweit auf. Der britische Konzern und die im Konsortium Alfa Access-Renova (AAR) zusammengeschlossenen vier Oligarchen hatten sich seit Gründung des Gemeinschaftsunternehmens 2003 gestritten.

BP zieht sich damit nicht vollständig aus dem russischen Markt zurück: Die Briten bekommen zusätzlich zu den 17,1 Milliarden Dollar einen Anteil von 12,84 Prozent an Rosneft und kaufen für 4,8 Milliarden Dollar noch 5,66 Prozent hinzu. Damit wird BP größter Rosneft-Aktionär nach dem Staat. Moskau hält momentan direkt und indirekt knapp 85 Prozent.

Die vier Oligarchen, die mit BP den Konzern TNK-BP gegründet hatten, sollen laut Rosneft 28 Milliarden Dollar für ihre Anteile bekommen. Details müssen noch geklärt werden. Die Übernahme von TNK-BP entspreche – die Summen für die beiden Eigner und für das Aktienpaket für BP zusammengenommen – 61 Milliarden Dollar, sagte Rosneft-Chef Igor Setschin.

Die russische Regierung muss der Übernahme von TNK-BP noch zustimmen, da sie Mehrheitseigner von Rosneft ist. Dies gilt jedoch als Formsache. Denn für Moskau ist der Deal mit einem wachsenden Einfluss verbunden. Mit dem Abschluss des Geschäfts kontrolliert der russische Staat dann 45 Prozent der Ölfördermenge des Landes und hätte wieder eine so große Kontrolle über die Ölproduktion im Land wie zu Sowjetzeiten.

Strategie der russischen Regierung sei es, mit Rosneft im Ölgeschäft einen ähnlich großen staatlichen Einfluss ausüben zu können wie dies mit Gazprom im Erdgasgeschäft schon möglich sei, sagt Jens Siegert vom Moskauer Büro der Heinrich Böll Stiftung. Ziel sei es, international über eine größere Marktmacht zu verfügen.

Rosneft würde mit dem Deal der weltgrößte börsennotierte Ölkonzern der Welt. 2011 produzierten Rosneft und TNK-BP täglich rund 4 Millionen Barrel, die US-Gruppe ExxonMobil 2,3 Millionen Barrel. Weit davor liegt der staatliche – nicht börsennotierte – saudi-arabische Konzern Aramco mit 10 Millionen Barrel am Tag.