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berliner szenenSimulation von Eight Ball Deluxe

Es ist schon Abend, ich mache die Playstation an. Ich wollte mal wieder flippern. Das Autofahren hatte sich irgendwie erledigt. Wie in echt schon vor vielen Jahren, machte mir inzwischen auch das Autofahren auf der Playstation nicht mehr so richtig Spaß. Flippern aber geht noch.

Die meisten Tische, an denen ich in meinem interessanten Leben gestanden hatte, hatte ich schon als Playstation-Simulation. Den Black Hole, auf dem ich einmal in Paris in den 1980ern gespielt hatte, während im Hintergrund „Station to Station“ von David Bowie lief, Addams Family, auf dem ich gern im Intertank mit Ralf gespielt hatte. Die Tische, an denen ich in meiner aktivsten Zeit in den Nullerjahren, mit M. und dem Captain in der Kahuna-Lounge gestanden hatte – den Pinbot, Theatre of Magic und Medieval Madness – hatte ich schon.

Nun gab es jedenfalls einen neuen Tisch. Einen alten genaugenommen. Eight Ball Deluxe. Viele Jahre hatte ich darauf gehofft, dass es diesen berühmten Flipperautomaten einmal als Playstation­simulation geben würde. Anfang der 1980er-Jahre hatte ich oft im Hotel Stadt Hamburg nach der Schule oder in Freistunden an dieser Maschine gestanden. Es war mein erster Lieblingsflipper.

Schnell war das Spiel geladen. Während ich spielte, erinnerte ich mich an die Bahnen und Ziele und die richtige Reihenfolge. Es stellte sich aber kein Déjà-vu ein.

Vielleicht hatte das Ausbleiben nostalgischer Gefühle damit zu tun hat, dass man auf dem Bildschirm nur das Spielfeld sieht. Während ein echter Flipperautomat im Hochformat ist, kann der Bildschirm ja nur Breitformat. Vielleicht bin ich auch schon zu alt für Déjà-vus. Vermutlich neigt man auch mehr zur Nostalgie, wenn man jünger ist. In meinem Alter war Proust schon lange tot gewesen, dachte ich, während ich spielte. Detlef Kuhlbrodt

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