Thomas Mauch hört auf den Sound der Stadt:
Das Ypsilon. Macht sich schon hübsch. Wie jetzt aber das „y“ in den Namen kam bei den Byrds, darüber finden sich im Netz unterschiedliche Erklärungen. Man mag für sich entscheiden, welche einem besser gefällt: Ob die Byrds also 1.) sich aufschwingen wollten mit einem y, weil das auch beim Bob Dylan im Namen vorkommt. Oder 2.), weil sie die Vögel so falsch buchstabieren wollten, wie das vor ihnen die Beatles mit dem beetle, dem Käfer, gemacht hatten. Beide Erklärungen aber verweisen auf die bedeutsamsten Stichwortgeber der Byrds, die Beatles und Dylan, und jetzt kann man die alle eigentlich auch wieder vergessen und sich The Myrrors zuwenden, die allerdings noch nicht ganz so renommiert sind, als dass da bereits im Netz irgendwelche Erklärungen zu dem „y“ in deren Namen zu finden wären. Muss man halt die Band heute am Donnerstag im Urban Spree selber fragen, ob in der markanten Falschschreibung vielleicht ein Anklang an Myrrhe gespiegelt sein soll. Inspiriert fühlt sich die Band aus Tucson, Arizona, so gab sie es mal zu Protokoll, jedenfalls von der Wüste, der Sonne, dem Mond und der Fauna und Flora, die man in der Wüste findet. Und von allen Arten der Psychedelic und den sonstigen musikalischen Wegen, die zur Trance führen können. Nachgespürt wird der bei den Myrrors zwischen Andachtsstille und rituell pulsierendem Lärm (Revaler Str. 99, 21 Uhr, 15 €).
Eine ganz andere Baustelle: Haley Fohr aus Chicago, die als Circuit des Yeux eine Art Kate Bush als Scott Walker (oder anders herum) gibt, mit einem fein vom Folk her gedachten Kunstpop. Am Freitag in der Kantine am Berghain (Am Wriezener Bhf., 21 Uhr. 14 €).
Oder Jazz: Aus der John-Zorn-Gewichtsklasse, mit Big Satan, dem Trio des Saxofonisten Tim Berne mit dem Gitarristen Marc Ducret und dem Schlagzeuger Tom Rainey. Frei atmende, zickig splitternde Komplexitätsmusik, die einem genug mit auf den Weg gibt, über das man auch noch Tage nach dem Konzert am Sonntag im A-Trane nachdenken kann (Bleibtreustr. 1, 20 Uhr).
Und wieder der Abzweig ins Psychedelische: Das bei Wand, der Band aus Los Angeles, mit allen einschlägigen Platten aus den Sechzigern abgeglichen ist plus Verneigungen vor T. Rex, David Bowie und Brian Wilson. Eine fiese Retrohölle aber ist das nicht, weil Wand mit alldem wirklich spielen, sodass man einfach einen feinen Pop hört, der sich 1.) Geschichtsbewusstsein und 2.) schön schwebende Melodien dazu gönnt. Am Mittwoch wieder im Urban Spree (21 Uhr, 17 €).
Und ob man jetzt die Beatles, den Dylan Bob und die Byrds wirklich vergessen mag, wie da oben stand, das sollte man sich erst gut überlegen.
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