„Eine Frage der Gewichtung“

„Recht auf Stadt“ über das Unternehmen Hamburg

■ 33, ist aktiv im Netzwerk „Recht auf Stadt“ tätig. Er promoviert über das Thema „Unternehmerische Stadt“ an der Universität Hamburg.

Herr Füllner, wem haben wir die Idee „Unternehmen Hamburg“ zu verdanken?

Jonas Füllner: Der ehemaligen Bürgermeister Klaus von Dohnanyi prägte den Begriff 1983 in einer Rede. Der Sozialdemokrat wollte Wirtschaftsvertreter davon überzeugen, dass sich eine Stadt ökonomisch stärker selbst verwerten muss: Eine unternehmerische Stadt sei eine gestalterische Stadt, die an ihrem Image arbeitet, um Kreative und Künstler anzulocken. Die liefern gewinnbringende Ideen und somit Potenzial für Wachstum.

Das klingt ja eigentlich mehr nach CDU?

Diese Herangehensweise war ein wichtiger Faktor der schwarz-grünen Politik. Dass sich das Gängeviertel durchgesetzt hat, ist ein Paradebeispiel dafür. Das waren eben Kreative und Künstler und nicht eine Obdachloseneinrichtung.

Und was macht die SPD?

Sie führt diese Politik weiter, da sehe ich keinen Bruch. Sie re-reguliert mit Ideen, die in den 60er- und 70er Jahren schon auf dem Tisch lagen, statt in die Marktlogik einzugreifen. Wenn 6.000 neue Wohnungen gebaut werden, ist das erstmal ein Geschenk an die Immobilienlandschaft, solange die nicht bezahlbar sind.

Wo liegt das Problem, wenn Hamburg denkt wie ein Unternehmen?

Um die Leute in die Stadt zu locken, die Geld haben und bringen, muss Hamburg sich vermarkten und gut darstellen. Im Umkehrschluss fallen die Menschen, die hier wohnen, zu wenig ins Gewicht. Statt laufend Großevents wie die Cruise Days zu starten, sollte sich die Politik mehr nach ihnen richten. Die Frage ist eben die Gewichtung. Ich glaube in Hamburg herrscht da ein arges Missverhältnis.  RÖS

Vortrag 18 Uhr, HAW, Berliner Tor 5 im Hörsaal 1.12 (1.OG)