Boykottiert Bremen!

AFFENFORSCHUNG Die Tierrechtsorganisation Peta ruft Studierende dazu auf, angesichts der Experimente mit Makaken die Uni Bremen gänzlich zu meiden

Insgesamt 1.000 Euro hat die Tierrechtsorgansiation Peta gestern für sachdienliche Hinweise ausgesetzt, die zur Ergreifung des so genannten „Eichhörnchen-Mörders“ führen.

■ „Brutal ermordet“ worden ist das Tier nach Angaben von Peta. Es wurde laut einem Bericht der Bild Anfang vergangener Woche mit einem mehrfach um den Hals gewickelten Draht erhängt worden. Die Polizei ermittelt wegen Tierquälerei. Bereits am Montag wurden 500 Euro Belohnung ausgesetzt, der Betrag jetzt laut Peta von zwei BürgerInnen verdoppelt.

Die Tierrechtsorganisation Peta (People for Ethical Treatment of Animals) hat Studierende zum Boykott der Uni Bremen aufgerufen – um gegen die Affenforschung des Neurobiologen Andreas Kreiter zu protestieren.

„Wir appellieren an potenziell Studieninteressierte, einen Bogen um diese Universität zu machen, solange hier Tiere maßlos gequält werden“, sagte die Biologin Tanja Breining von Peta gestern, wenige Wochen nach Beginn des Wintersemesters, elf Jahre nach der ersten einschlägigen Protestaktion von Peta in Bremen. Man wolle jetzt die Uni bewegen, die Versuche einzustellen, die ihrer Ansicht nach „unermessliches Leid“ für die Makaken bringen, jedoch „keine Ergebnisse“ die „wirklich hilfreich“ wären. Auslöser der Aktion ist eine jüngste „Zwischenentscheidung“, mit der das Verwaltungsgericht seine schon 2008 geäußerte Auffassung bekräftigte. Demnach dürfen die umstrittenen Experimente bis zu einer gerichtlichen Klärung weiter stattfinden.

Es ist laut Breining Petas erster Boykottaufruf, der sich gegen eine Uni richtet. Dass die Wahl ausgerechnet auf Bremen gefallen ist, ist keineswegs zwingend. Die Makaken, mit denen Kreiters Gruppe seit 1997 arbeitet, kommen aus dem Deutschen Primatenzentrum an der Uni Göttingen, wo schon seit mehr als 30 Jahren mit ungleich mehr Makaken Grundlagenforschung betrieben wird. In Göttingen, sagt Breining, gebe es anders als in Bremen keine von der Kommune ausgehende Initiative, die Tierversuche zu beenden. Und die wolle Peta unterstützen, weil sie „Vorbildcharakter“ habe.

Zugleich kündigte die Organisation an, die Boykottaufrufe auch auf andere Unis ausdehnen zu wollen. Auf der Liste stehen zunächst unter anderem Tübingen und Magdeburg, wo ebenfalls an Affen geforscht wird. Als Studienalternative bietet sich die Schweiz an: Dort hat das oberste Bundesgericht Experimente in Zürich gänzlich untersagt.

Parallel zum Boykottaufruf hat Peta eine Aktion gestartet, bei der per Mail gegen Kreiters Versuche protestiert werden soll. Etwa 40 bis 70 Mails treffen nach Angaben des betroffenen Zentrums für Kognitionswissenschaften (ZEK) täglich ein. Allerdings werden sie dort als „Unfug“ abqualifiziert. Zugleich wies ZEK-Geschäftsführer Martin Jordan Vorwürfe von Peta zurück, man habe Protestierenden gedroht, sie wegen Verleumdung und übler Nachrede zu verklagen. Man habe „niemandem gedroht“, so Jordan, sondern lediglich „einen Versuchsballon“ steigen lassen. MNZ