berliner szenen
: So ist es überall in Westberlin

HipHop-Party in Tiergarten, das klingt nach Abenteuer für diejenigen, die, wie ich, selten ihren Bezirk verlassen, um wegzugehen. Wir werden mit dem Auto in der Hermannstraße abgeholt und hingefahren, man kann zu solchem Luxus nicht nein sagen. Als wir vor dem Lokal mit Blick auf die Gedächtniskirche stehen und uns die Leute, die reingehen, angucken, sind unsere FreundInnen und ihre FreundInnen nicht mehr davon begeistert, dort tanzen zu gehen und sagen, wir hätten eh keine Chance. Schade! Wir wären schon bereit, es durchzuziehen. „So ist es überall in Westberlin“, sagt jemand, vielleicht als Rechtfertigung, dass das Brainstorming, um eine weitere Option in der Gegend zu finden, nichts ergibt.

Sie entscheiden, nach Schöneberg zu fahren, wir kommen auch. Wir machen einige Runden um den Nollendorfplatz, und irgendwann hat der Fahrer keinen Bock mehr, den Fahrer zu spielen. Wir gehen in eine Eckkneipe mit künstlichen Palmen und Sand auf dem Boden. Unter den Winterschuhen fühlt sich es so an, als würde man die ganze Zeit auf seinen Schal treten. Tanzen kann man nicht und die Motivation geht schnell bergab.

Da wir keinen Eintritt für den Club bezahlt haben, gönnen wir uns ein Taxi. Der Taxifahrer fragt, was wir lieber hätten: „Kürzeren oder interessanteren Weg.“ – „Interessanter.“ Gut so, meint er, weil er einschlafen würde, wenn der Weg immer geradeaus wäre. Deshalb keine Autobahn. Als wir am Südstern vorbeifahren, fragt er, wie man hier so eine große Kirche bauen konnte. „Die Priester müssen ganz schön schlau sein“, sagt er und lacht, als wir sagen, dass die Priester damit nichts zu tun haben. Dann geht es um Musik. HipHop habe er leider nicht dabei. Er spielt uns Musik aus Indien vor und singt eine Weile mit.

Luciana Ferrando